Nein. Von langweiligen frühherbstlichen Wetterphänomenen will ich nicht berichten. Aber drei Regenbogen und weit und breit kein Regen in Sicht erfordert schon Erklärung.
So geschehen am vergangenem Wochenende beim 10. Ponickauer Dreiecksrennen des Picardellics Velo Team Dresden: Ein sonniges Jubiläumsrennen steht an und in der Starterliste stehen 3 frischgebackene Weltmeister, die zum ersten Mal ihr Regenbogentrikot ausführen wollen. Nach einer intensiven Feierwoche besinnen sich Katharina Venjakop, Christian Müller und Enrico Busch ihrer eigentlichen Leidenschaft und wollen wieder Rennen fahren. Das Rennniveau sollte schon ähnlich den anspruchsvollen Wettkämpfen der UCI World Cycling Tour im dänischen Aalborg sein. Trotz gefühlt weiteren 50 Möglichkeiten an diesem Wochenende Jedermannradsport zu treiben, entscheiden sich die Drei, für das kleine Rundstreckenrennen nördlich von Dresden .
9:30 Uhr zerreist ein Revolverschuss die morgendliche Idylle von Ponickau und einhundert Renner klicken ein. Ein bunter Wurm semiprofessioneller Jedermänner schiebt sich durch die kleine Gemeinde an der brandenburgisch- sächsischen Grenze. Am Ortsausgang gibt Renndirektor Uwe das Rennen frei. Sogleich drückt ihn die unheimliche Beschleunigung des Führungsfahrzeuges in den Beifahrersitz. Sein Fahrer versucht wegzukommen, denn Christian Müller will zeigen, dass er auch noch Vizeweltmeister im Zeitfahren ist und erhöht vor dem Feld unermüdlich das Tempo. Dies ist aber ebenfalls der Moment, in dem sich der Druck des Meistertrikots erhöht und seinem Fluch gerecht werden will. Denn die anderen 99 Fahrer sind genau darauf vorbereitet. Entsprechend warmgefahren und gut eingesalbt werden sie den Meister auf den folgenden 13 Runden a 6 km nicht aus den Augen geschweige denn aus dem Feld lassen.
Berühmte Rennstatistiker wissen zu berichten, dass Rundenrekordzeiten der vergangen neun Austragungen pulverisiert wurden. Bis zu 1:30min/U ist das Fahrerfeld bei seiner Hatz durch die herbstlichen Maisfelder schneller. Die Leader des Lausitzcupes, ehmalige Europameister, Vizeweltmeister und viele weitere Größen der Jedermannszene sind wachsam, wollen ihre Chance nutzen, lassen Müller keine ruhige Sekunde. Diese Spannung spricht sich auch beim 25. Ponickauer Dorffest herum und immermehr Zuschauer finden sich an der Strecke ein. Es werden Frühstückstische aufgebaut und Töpfe geschlagen. Der Anstieg am Linzer Wasser gleicht Alpe du Huez zu Tourzeiten. Durch einen engen Spalier aus Zuschauern müssen die Athleten über die Kuppe. Runde um Runde das gleiche Spiel: Müller kommt nicht weg.
Aber auch ein Meister muss mal Trinken. In Runde 11 greift Christian endlich zur Wasserflasche und ….. verpasst die entscheidenden Ausreißer. Der Vizeweltmeister Sandro Kühmel und der mehrmalige Deutsche Meister und Vizeeuropameister Jörn Reuß lösen sich vom Feld und erreichen das Ziel mit über 2:30min Vorsprung. Im Zielsprint muss sich Müller nun auch noch Dirk Wettengel ( Dritter der Feuerwehr- Radweltmeisterschaft 2014) geschlagen geben. Der Fluch des Meistertrikots hat also zugeschlagen.
Zur Freude der beiden anderen Meister im Rennen der Frauen und über 50 Jährigen reicht es mit dem Gefluche an diesem Tag. Venjakop zeigt den alten Herren, dass auch sie noch dem Titel der Zeitfahrmeisterin gerecht wird und fährt große Strecken deutlich vor dem Feld. Die spätere Siegerin des Lausitzcupes 2015 Solveig Schaal und Sandra Reinfried vom gastgebenden Picardellics Velo Team Dresden haben hier keine Chance vor Katharina zu finishen.
Enrico Busch schaltet bekanntermaßen immer erst in Sichtweite der weißen Linie in den Rennmodus. So tut er dies auch an diesem Rennsamstag. Er greift erst im Finale in das Renngeschehen ein und sichert sich das mittlere Treppchen bei der Siegerehrung der über 50 Jährigen.
Voller Stolz so hochkarätigen Jedermannradsport anzulocken, trotz zahlreicher Konkurrenzveranstaltungen, möchten wir vom Picardellics Velo Team den Termin für das Elfte Ponickauer Dreiecksrennen bekannt geben: Samstag 10.09.2016, Ort: natürlich Ponickau.
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