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Frühlingserwachen in Ostfriesland

ImageWährend sich ein paar wenige Männer (Eric) und ein paar Senioren (Rudi, Neumi) auf dem Sachsenring die Anstiege hoch und runter quälen, ziehen Jantel und Franzi ein ansprechenderes Streckenprofil vor beim Rennen „Rund um den Surwolder Wald" im hohen Norden Deutschlands. Lange Geraden, 90 Grad-Kurven, lange Geraden, 90 Grad-Kurven,... und eine Bergankunft!

Als einzige Konkurrenzveranstaltung zum Sachsenring lockte uns ein reines Frauen-Rennen und C-Klasse-Rennen in die Nähe von Oldenburg. Kilometerlang fahren wir über endlose Ebenen, „wo man früh schon sieht, wer abends zu Besuch kommt", um dann bei Ankunft am Start- und Zielbereich geschockt vor einem 1 km-langen Anstieg zu stehen. So nimmt auch der Anstieg des Adrenalinspiegels seinen Lauf, noch viel mehr beim Anblick der Starterliste: Team Koga Miyata, Team Nutrixxion Lady, das niederländische Team Turbantes,... und beim Beobachten der professionellen Startvorbereitungen von Lexxi Speedbike.

ImageBei der Startaufstellung gewährte ich großzügig den Teams die vorderen Plätze. Wollte ich mich doch als einsame Einzelstarterin nicht gleich in den Vordergrund drängen.

Das Feld rollt los und schnell finde ich mich als Schlusslicht des ca. 30 Frauen starken Feldes wieder. Meine Devise: Hauptsache dran bleiben und wenigstens die ersten der 5 Runden durchhalten. Es wird geschnackt und gequasselt wie es sich für einen Weiberhaufen ziemt. Wir biegen auf den ersten schmalen Forstweg, wo es das erste Gedrängel gibt, um nicht im norddeutschen Sand des Wegesrandes zu versacken. Die erste Attacke. Ich aus der letzten Reihe sehe nicht wer und wo, habe nur zu tun meiner Devise zu folgen. Zum Glück rollt schnell alles wieder zusammen. Diese Aktion wiederholt sich auf den nächsten ImageKilometern so einige Male. Vehement bemühe ich mich meiner Schlusslichtposition zu entfliehen, was mir auf den langen Abschnitten der Bundesstraße gut gelingt. Ich schiebe mich am Feld vorbei bis ich einen guten Platz im vorderen Bereich erobere. Nach gerade mal 5 Sekunden finde ich mich in meiner Position als Schlusslicht wieder. Auch dies sollte sich mehrere Male wiederholen.

Die Aussicht auf den Kreisverkehr und den darauf folgenden Zielanstieg zur ersten Durchfahrt lässt die Mädels immer wieder „Achtung Links!", „Achtung Rechts!" aufschreien, wenn Nutrixxion Lady oder Koga Miyata einen Ausreisversuch starten. Das Tempo erhöht sich schlagartig und mein Puls springt auf über 190 Schläge. Immerhin überlebe ich den Anstieg ... und bin noch am Feld.

In den nächsten Runden passierte nicht allzu viel Spektakuläres. Die Löcher nach Ausreisversuchen bleiben klein und werden jedes Mal rasch zugefahren. Dann wird wieder gebummelt. Mich wundert es, dass die Teams, die zu viert oder fünft vertreten sind, keine erfolgreiche Aktion reißen. Gut für mich. Bei der dritten Zieldurchfahrt werden die Beine am Anstieg doch etwas schwer und die langen Geraden ziehen sich endlos dahin. Zum Glück wird das in den vorherigen Runden eingetretene Schweigen nun wieder gebrochen, Snacks wurden ausgepackt und Freundlichkeiten ausgetauscht. Mir schwant die Ruhe vor dem Sturm.

Auf der letzten Geraden vor dem Kreisverkehr und dem Zielanstieg setzte ich nun alles daran, in den vorderen Teil des Feldes zu fahren. Ich also rechts an den Mädels vorbei hinter einer vom FC Lexxi Speedbike. Soweit ganz gute Position, wenn da nicht diese blöde Verkehrsinsel vor dem Kreisverkehr auf uns zugerast käme. Keine Chance mehr innen vorbeizukommen. Lexxi Speedbike vor mir nimmt als einzige die Außenkurve. Ich also hinterher. Wenn sie das schafft, dann ich auch. Kaum bin ich aus dem Kreisverkehr raus, hör ich es hinter mir krachen und schreien. Ich schau nach vorn und sehe eine überschaubare Zahl an Fahrerinnen. Ich denke, meine Chance! und nehme meine Oberschenkel in beide Hände und ziehe, was der Lenker hergibt. Ich überhole eine, ich überhole zwei, und noch ein paar. Was für ein genialer Anstieg, was für super Beine. Ich sehe die Chance unter die ersten 10 zu kommen. Ich geh aus dem Sattel überhole noch eine, ich beiße, ich bin im Ziel, ich bin Siebente! Ich kann es nicht fassen!

Später wurschtelt der BDR wieder in den Ergebnislisten herum und so werde ich achte mit sage und schreibe 5 Punkten! Das Preisgeld reicht nicht ganz für den Sprit bis hierher, aber immerhin ist das Startgeld gedeckt.

Nach 3 Stunden Warterei darf auch Jan an den Start. Sein Feld um einiges größer. Ca. 140 C-Männer. Auf ihm lastet nun der Druck, nun wenigstens auch seine 6 Runden durchzustehen.

ImageWährend ich zwischen den Durchfahrten den kritischen Gesprächen der erfahrenen Fahrerinnen lausche, sehe ich Jantel vorbeisausen...am Ende des Feldes. Er beißt. In der vierten Runde ist er sogar vorn dabei, sieht in der fünften Runde gar nicht gut aus, kommt aber als gar nicht letzter in der sechsten Runde total verdreckt vom Staub des Norddeutschen Tieflandes ins Ziel.

Wir sind beide sehr zufrieden solch schöne Rennluft geschnuppert zu haben und machen uns auf in den Harz um endlich ein paar Höhenmeter zu absolvieren.

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