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Oberguriger Straßenpreis

Image+++ überragende Mannschaftsleistung der Masters am frühen Morgen +++ Dank Lumas Tempovorgabe wird aus dem geplanten Neff - ICE eine traurige Kleinbahn +++ Eric setzt Punktesammlung am Mittag fort und wird zweiter in der Bergwertung +++ Matze und Michi agieren zu großzügig gegenüber technikgeplagten Kopfjägern im Hauptfeld +++ Anja verfehlt nur knapp das Podest im Jederfrauenrennen +++ Neumitglied Christian zufrieden nach seinem ersten Rennen in ansprechenden Klamotten +++ die Bilder des Rennens+++

 

Dem geringen Schlafbedürfnis älterer Menschen angepasst, startete das Seniorenrennen am sehr frühen Sonntagmorgen in einem kleinen Dörfchen mitten im beschaulichen Sorbenlande.

Dank des frühen Aufbruches gelang es uns, Picco vor der überaus kräftezehrenden Fürsorge diensteifriger Pflegerinnen aus seinem Krankenbett zu befreien. Leider verloren wir beim Notabseilen an mehreren aneinandergeknoteten Trikots zu viel Zeit und mußten die Straßenverkehrsordnung sehr großzügig auslegen, um reichtzeitig hinter den sieben Hügeln anzukommen. Die Kurze unterstützte unsere Fahrt, dicht am Rand der Gesetzmässigkeit, durch einen sirenenartigen, durchdringenden und die Fahrbahn freimachenden Dauerton. Standen wir früher in diversen Tanzlokalen direkt neben den Boxen, um bei dem Wummern der Bässe den Kopf frei zu bekommen, so erreicht man heute den gleichen Effekt (hier: zufriedenes, zielloses Grinsen) mit weitaus geringerem Aufwand, bei entgegengesetzten Tonlagen und einem Kleinkind auf dem Arm.

Glücklich über sein noch teilweise funktionierende Hörzentrum setzte uns unser Fahrer in Obergurig am Start ab, um seinerseits aufs Hauptrennen zu warten. Unsere Dankbarkeit schrieben wir ihm einmal mehr mit Lippenstift auf die Haut und so gibt es jetzt einen Thüringer, der mit den vollzähligen Unterschriften (MOS, voll ausgeschrieben, auf beiden Oberschenkeln über die Lenden bis zum Brusthaaransatz) des weltberühmten Picardellics-Master-Teams Erfolge bei zahllosen Männern und Frauen feiern kann. Ganz Gotha hält seit Sonntag die Luft an, sobald K.* die Hosen runterlässt.

Die Senioren 3 und 4 starteten jeweils mit einer Minute Vorgabe. Die Masters-Youngsters traten 9.02 Uhr an und machten sich an die Verfolgung. Mehr oder weniger konsequent. Mit dem frischen geretteten, wenn auch noch kränkelnden Sachsenmeister, in unseren Reihen, gab es für uns Wasserträger des Meisters nur die Möglichkeit aufopferungsvoll das Tempo hochzuhalten und den raschen Zusammenschluß herzustellen. Neff wurde vom gleichen Interesse (wenn auch ohne Meistertrikot) getrieben. Und so waren wir schon zwei Runden später bis auf wenige Sekunden auf die Senioren 3 und 4 herangefahren.

Sinske aus dem Team Neff nutzte einen Moment der Unaufmerksamkeit der ansonsten habichtartig agierenden Picardellics und setzte sich noch vor dem Zusammenschluß aus dem Hauptfeld ab. Gnadenlos im Wettkampf und hart in der Auswertung fielen dem dafür verantwortlichen Picardellics nach dem Wettkampf die langezogenen Ohren auf die Füße. Aus Gründen des Datenschutzes fallen an der Stelle keine Namen, der aufmerksame Beobachter erkennt jedoch den hinkenden Hasen sofort.

Neff hatte mit Sinske vorm Feld kein Interesse mehr an der schweißtreibenden Führungsarbeit und zog sich blitzschnell und ohne zu zögern in die hinteren Bereiche des Pelotons zurück. Die tapferen Picardellics standen nun allein im Wind. Einzelne Versuche wagemutiger DSC-Fahrer, Unterstützung bei der Nachführarbeit zu bieten, scheiterten am extorbitatem Windwiderstand der verwendeten DSC-Ausrüstung - R-SYS ist das Kürzel für "Restloses Scheitern ym Starkwind".

Sinske bildete inzwischen mit Grünig ein trittkräftiges Team, welches sich sogar noch mit dem späteren Drittplatzierten ( bekannt als "der Windflüchter von Beierfeld" oder auch "der Dirigent" ) belud und immer noch mit einem reichlichen Vorsprung versehen ins Ziel kam.

Mehr oder weniger zufällig rutsche ich an dem 15-prozentigen Anstieg der 3.Runde nach vorn aus dem Hauptfeld heraus. Ein Cottbuser Fahrer begleitet mich ein Stück und die ganze Sache erweckte gerade einen vielversprechenden Anschein, da verabschiedete sich der Cottbuser mit den Worten "Na dann fahr doch allein".

Super!

Genau das ist es was ich mir am Radsport erträume: allein im orkanartigen Wind, die hetzende, geifernde Meute im Nacken und eine, nein gleich zwei Radsportgrößen in schier unerreichbarer Entfernung. Eine Runde später, mein Abstand zum Feld war immer noch konstant und klein, hörte ich auf eine verführerische, blonde, innere Stimme und nutze die mir verbliebenen 20 Sekunden zur psychischen und pysischen Stärkung und Entspannung. Zurück im Feld, wurde ich noch Zeuge, wie der Sachsenmeister mit den Pulswerten eines 40 Jahre jüngeren Fahrers den Berg meisterte.

Konsterniert stellte Picco fest, dass das Meistertrikot wirkt wie die goldene Gans - es bleibt einfach jeder, wirklich jeder dran kleben.

Spätestens jetzt wurde klar, dass die drei Ausreißer nicht mehr zu stellen waren. Wir weckten Luma im Wind und zwangen ihn zur Regeneration ins Feld zurück, um uns gemeinsam auf die Zielanfahrt konzentrierten zu können. Picco nahm sich die letzten beiden Runden die Steigungen nochmal richtig zur Brust und konnte danach wieder freier atmen. Zu meinem Entsetzen, erwählte er mich zu seinem persönlichen Anfahrer. Gemeinsam mit Bergland kamen wir zu dritt auch ein kleines Stück weg, allerdings setzte dann sofort die beschriebene Sogwirkung des Meistertrikots ein und das Feld schnippte schweratmend wieder nach vorn.

Die letzte Runde begann. Picco zog ein letztes Mal ordentlich über die Kuppen und dann schob sich Luma, ein Wunder an Regenerationsfähigkeit (ReLuMa) unaufhaltsam nach vorn. Bis zu der Straßenverengung nach der Rechtskurve konnte ich ihn noch mit viel Zureden, Versprechungen und am Ende Drohungen aus dem Wind heraushalten. An der Verengung war jedoch Schluß, die unbändige Energie Lumas durchbrach alle okktroiertenZwänge und er übernahm mit wuchtigen Tritten die Spitze von einem erleichtert wirkenden DSC-Fahrer.

Der Weg wurde lang, die Schippe Sand vor Obergurig türmte sich zu einem Gebirge auf. Jetzt waren einige Versprechungen, Drohungen und am Ende gar die detailierte Beschreibung diverser Zärtlichkeiten von Nöten, um Luma bei Laune und Tempo zu halten. Luma gab alles. Wirklich alles. Von ihm blieb nur noch eine leere, ausgepowerte Hülle, als das Feld vorbeirauschte. Ich übernahm auf den letzten Metern der Kuppe Lumas Tempovorgabe und stürzte mich in die Abfahrt. Der Kopf weit unter dem Lenker, die Zunge sicherheitshalber über die Schulter geworfen, tobte ich mich aus. Mit einem tiefen Schluchzer platzte der hinter mir fahrende Neff heraus und wurde als willenloses Bündel vom peitschenden Gegenwind quer über die Straße gewedelt. Ich beugte mich noch tiefer und beobachtet weitaufgerissenen Augen, die sich langsam nähernden Schatten hinter meinem Rad.

Endlich, die Brücke vor der Zielgeraden. Die leichte Steigung über die Brücke kostete mich die letzten, kostbaren Reserven. Leer wie Luma schwenkte ich zum Straßenrand und schauten schweren Herzens, mit schweren Beinen und kollabierender Lunge dem Feld hinterher. Neumi übernahm die Spitze und zog auf die Zielgerade. Als braver Diener hoher Herren, zog er den Sprint für den Sachsenmeister an. Er folgte wenige Meter vor der Ziellinie Lumas und meinem Beispiel: Ausgebrannt und leer rollte er als 6. (nach vorliegenden Gedächtnisprotokollen und Photos) bzw. 7. (nach bdr-Schiedsrichterentscheid) über die Linie. Getreu der althergebrachten RTF-Philosophie, erhält der am weitesten angereiste Fahrer einen Preis und so gewann Pearl den Sprint des Hauptfeldes noch vor dem Sachsenmeister.

Stunden später, zwei kleine Frauen, waren schon ganz aufgeregt, hatte auch ich mich bis zur Linie geschleppt. Mit letzten Kräften rette ich mein Rad vor den startenden Junioren auf den Bürgersteig, um dort unter der Hiobsbotschaft - keine Punkte = kein Taschengeld - entgültig zusammenzubrechen.Lliebevolle Mannschaftskameraden boten sofort finanzielle Unterstützung an, wobei eine Variante unserer langfristigen Strategie 2008 kurz angesprochen wurde: Die nächsten Rennen habe ich im Dienste des Sachsenmeisters zu stehen und sobald mein Punktevorsprung (endlich) verschwunden sei, wird für den punktbesten Picardellics der BDR-Liste gefahren. Hypnos holte mich wieder zurück in sein Reich.

Nach den Junioren startete das Hauptrennen und damit weitere fünf unserer stolzen Picardellics. Mein dickster Freund mußte allerdings schon 5 Runden später den Steigungen Tribut zollen und konzentrierte sich wieder aufs Photographieren. Holgi, der vor dem Rennen mit der Wasserpumpenzange noch 5 Zähne aus seinem 27iger Ritzel gebrochen hatte, um eine erneute peinliche Erwähnung zu umgehen, lies in der 5 Runde das Feld am Berg an sich vorbeigleiten, verzählte sich dabei und erwartete noch weitere 50 Fahrer. Die 50 nicht kamen. Holgi drehte sich reaktionsschnell um, sah den Besenwagen hinter sich, blickte nach vorn und .... und hatte 5 Meter Luft zu seinem Vordermann. 5 Meter, die im Radsport Welten bedeuten. 5 Meter, die das vorzeitige Aus für Holgi bedeuteten.

Eric, diesmal unbelastet von Muttis reichhaltigem Frühstücksbuffett, hatte den richtigen Moment und starke Beine in Koinzidenz gebracht und die erste Ausreißergruppe erwischt. Nach der 12. Runde konnte er zufrieden die 10 Euro für den 8. Platz einstreichen. Matze und Michi verblieben im Hauptfeld und genossen dort den 15prozentigen Anstieg. Selbst die unkontrolliert umherfliegenden Speichen der technikgeplagten Kopfjäger konnten ihnen den Spaß an einem Rennen der C-Amateure nicht rauben.

Christian, frisch ausgestattet mit einem verpflichteten Outfit (blau-weiß), absolvierte sein erstes Jedermannrennen im Namen der Picardellics. Im Jederfrauenrennen nahmen die beiden Picardellas das Feld ordentlich in die Zange. Sandra kontrollierte mit zusammengebissenen Zähnen die Spitze und Anja lies niemanden nach hinten weg.

Zufrieden rückblickend, traurig das geringe Taschengeld zählend, freudig auf Schenkendöbern wartend,,

Thomas

*(vollständiger Name liegt der Redaktion vor)

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