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Somit erwarte ich Samstag spannungs- und energiegeladen das pünktliche Eintreffen meines persönlichen Fahrers.
Wer bislang glaubte, dass der Transport zweier Rennräder in einem luxeriös eingerichteten Kombi einfach zu realisieren sei, der ist definitiv noch nicht mit Dirk gefahren. Die Rahmen werden selbstverständlich stehend, in einem bestimmten, keinesfalls zu überschreitenden Neigungswinkel transportiert. Der während der Fahrt auf den Lenker des farbenfrohen amerikanischen Rahmens einwirkende Lasteintrag wird mittels verschiedener mathematischer sowie empirischer Modelle vorweg genommen und während der Fahrt ständig kontrolliert. Lappen, Polster, Unterlagen werden an genau definierten Stellen, nur nach eingehender Sichtkontrolle aus allen möglichen Blickwinkeln, platziert. Eine mehrmalige Verwendung dieser Polster wird kategorisch ausgeschlossen. Nach dem Wiegen der Laufräder und dem gewichtsbasierten Einbau dieser in das Gesamtkunstwerk „berührungsfreien Transportes zweier Rennräder“, begann die zügige Fahrt nach Schmerz bei Bad Düben, wo uns 120 km im KT/ABC-Feld erwarten würden.
Nur wenige Minuten nach Jan trafen wir auf dem Schmerzer Dorffest ein. Der Wind peitschte während der Anreise die Baumwipfel aufs Wagendach und machte eine Unterhaltung nahezu unmöglich. Aber zum Glück nur fast unmöglich. Aus der letzten Anreise mit Dirk lernend, hatte ich mir eine lange Liste mit Gesprächsthemen vorbereitet, um seinem ausgeprägten Wunsche nach Unterhaltung Rechnung zu tragen. Dirk lieferte uns deshalb zufrieden, glücklich und mit gestilltem Gesprächsbedarf wenige Minuten nach Jans Soloanreise in Schmerz ab.
Mit 4 Minuten Vorgabe und der Erwartung tobenden Kantenwindes standen wir mit knapp 30 weiteren C-Fahrern am Start. Der Sprecher wies die Zuschauer explizit daraufhin, dass bei diesem Start lediglich Fahrer starten, die 2007 noch kein Rennen gewonnen haben. Gesenkten Hauptes mit Tränen in den Augen und einem klaren Ziel im Kopf rollte das Verliererfeld unter den verächtlichen Blicken der jubelnden Menschenmassen los.
Unbeobachtet und unter seinesgleichen zog das kleine Feld müde in die erste leichte Steigung. Mit zunehmender Streckenlänge stieg die Anzahl der ernstgemeinten Ausreissversuche. Gegenüber den zahlreich vertretenden Teams von LKT, Snapfish, aus dem Harz und Magdeburg hatten wir zu dritt, wobei Dirk vorsichtshalber nur aus der Feldmitte agierte, eine leidensfähige Ausgangsposition. Mit Jans Unterstützung gelang es mir die eine oder andere Gruppe zu erwischen, um kurz danach wieder gestellt zu werden. Erst mit Beginn der zweiten Runde konnten sich 6 Mann deutlich vom Feld lösen. Drei weitere Fahrer lösten sich kurz danach und ich schaute ihnen wehmütig und die schmerzenden Waden massierend nach. Jan zögerte eine Sekunde zu lang und ging danach jedoch mit doppelter Vehemenz hinterher. Er schloss zu den drei Fahrern auf, stiefelte vorbei und blieb zwischen den beiden Ausreissergruppen hängen. Eine Aura von ziehendem, heißem, rotem Schmerz umgab ihn und war bis hinter zu uns zu sehen. Schweigend, männlich, einsam verspielte er seine Körner. Nachsichtig, liebevoll und tolerant nahm ihn daraufhin die zweite Gruppe auf und gemeinsam kreiselten die 4 nun einträchtig und zufrieden immer näher an die Spitze heran. Kurz vor dem Zusammenschluss schlug das KT/AB-Feld mit hohem Tempo dazwischen und schluckte die 4 eingangs der dritten Runde. Gleichmässig, nahezu gleichgültig und ohne jegliche Würdigung der tollen Leistung holte sich das nun deutlich größere Fahrerfeld die restlichen Ausreisser. Nachdem die letzte C-Wanze auf ihren Platz verwiesen wurde, zogen die großen Jungs richtig am Horn und wirkliche, schmerzhafte Versuche wegzukommen nahmen ihren Beginn.
Die Strecke verlief ausgesprochen windgeschützt und weite Teile boten zudem heftige Rückenwindunterstützung. Dadurch zog sich der Kampf an der Spitze zäh und lange hin. Erst nach 20 Kilometern, zu einem Zeitpunkt als meine aufgeschwollenen Waden, die Kette immer wieder aufs kleine Blatt drückten, gelang es einigen Fahrern sich zu lösen. Offensichtlich waren jedoch die Teams in der Spitze ungleichmässig vertreten, und so zog sich die wilde Jagd noch eine halbe Runde lang hin.
In Buckow hatte ich wenigstens noch den Wunsch nach einem 11er Ritzel formulieren können, hier irgendwo vor Schköna war mein Großhirn nicht mehr in der Lage derartig komplexe Wünsche zu formulieren. Die Beine wirbelten mit Pulsfrequenz. Das laute Kreischen der überlasteten Kettenglieder wurde von dampfschiffartigen Atemgeräuschen übertönt. Ich sehnte die nächste leichte Steigung herbei, hoffend dass dort 53x12 ausreichend sein würde. Dort endete glücklicherweise die schier endlose Hatz und meine Hochfrequenzpein. Dirk nutze die Zeit und sein Atemvolumen um mich über Renntaktiken und -strategien aufzuklären. Er hatte von seinem Hochsitz am Ende des Feldes einen guten Überblick und schlug mir nun seine Auswertung der ersten Runden, speziell meine fruchtlosen Versuche wegzukommen, um die Ohren. Atem- und kraftlos musste ich das Kreischen und Gezeter wehrlos über mich ergehen lassen. Die letzten beiden Runden verliefen dann nahezu ereignislos.
Den Sprint zog snapfisch lehrbuchhaft mit 4 Fahrern an und durch. Ein freundlicher snapfisher, nahm mich mit Rücksicht auf meine Kurzsichtigkeit noch ein Stück mit nach vorn, so dass ich den Sprint fast aus der ersten Reihe genießen hätte können, wäre da nicht die tränen- und laktattreibende Geschwindigkeit gewesen.
Jan photographierte geduscht, zufrieden, gestützt von seiner Geliebten unsere Zielankunft. Er hatte seine tapfere (ja Dirk, tapfer ist das richtige Wort) Runde vor dem Feld wenig später teuer und einprägsam bezahlt und abreißen lassen müssen.
Nach der endlosen Zeremonie des Rädereinladens konnte ich mich wiederum Dirk als Frauenersatz anbieten, indem ich für Kurzweil und Unterhaltung sorgte.
Völlig erschöpft von dem vielen Gelaber,
Thomas
Die regnerische Juliwoche ermöglichte neben der praktischen Einführung in den gelebten Mutterschutz, die vollständige und stressfreie Regeneration von den Anstrengungen der einsamen und schweigsamen Küstentour.
Schmerzer Dreieck
Somit erwarte ich Samstag spannungs- und energiegeladen das pünktliche Eintreffen meines persönlichen Fahrers.
Wer bislang glaubte, dass der Transport zweier Rennräder in einem luxeriös eingerichteten Kombi einfach zu realisieren sei, der ist definitiv noch nicht mit Dirk gefahren. Die Rahmen werden selbstverständlich stehend, in einem bestimmten, keinesfalls zu überschreitenden Neigungswinkel transportiert. Der während der Fahrt auf den Lenker des farbenfrohen amerikanischen Rahmens einwirkende Lasteintrag wird mittels verschiedener mathematischer sowie empirischer Modelle vorweg genommen und während der Fahrt ständig kontrolliert. Lappen, Polster, Unterlagen werden an genau definierten Stellen, nur nach eingehender Sichtkontrolle aus allen möglichen Blickwinkeln, platziert. Eine mehrmalige Verwendung dieser Polster wird kategorisch ausgeschlossen. Nach dem Wiegen der Laufräder und dem gewichtsbasierten Einbau dieser in das Gesamtkunstwerk „berührungsfreien Transportes zweier Rennräder“, begann die zügige Fahrt nach Schmerz bei Bad Düben, wo uns 120 km im KT/ABC-Feld erwarten würden.
Nur wenige Minuten nach Jan trafen wir auf dem Schmerzer Dorffest ein. Der Wind peitschte während der Anreise die Baumwipfel aufs Wagendach und machte eine Unterhaltung nahezu unmöglich. Aber zum Glück nur fast unmöglich. Aus der letzten Anreise mit Dirk lernend, hatte ich mir eine lange Liste mit Gesprächsthemen vorbereitet, um seinem ausgeprägten Wunsche nach Unterhaltung Rechnung zu tragen. Dirk lieferte uns deshalb zufrieden, glücklich und mit gestilltem Gesprächsbedarf wenige Minuten nach Jans Soloanreise in Schmerz ab.
Mit 4 Minuten Vorgabe und der Erwartung tobenden Kantenwindes standen wir mit knapp 30 weiteren C-Fahrern am Start. Der Sprecher wies die Zuschauer explizit daraufhin, dass bei diesem Start lediglich Fahrer starten, die 2007 noch kein Rennen gewonnen haben. Gesenkten Hauptes mit Tränen in den Augen und einem klaren Ziel im Kopf rollte das Verliererfeld unter den verächtlichen Blicken der jubelnden Menschenmassen los.
Unbeobachtet und unter seinesgleichen zog das kleine Feld müde in die erste leichte Steigung. Mit zunehmender Streckenlänge stieg die Anzahl der ernstgemeinten Ausreissversuche. Gegenüber den zahlreich vertretenden Teams von LKT, Snapfish, aus dem Harz und Magdeburg hatten wir zu dritt, wobei Dirk vorsichtshalber nur aus der Feldmitte agierte, eine leidensfähige Ausgangsposition. Mit Jans Unterstützung gelang es mir die eine oder andere Gruppe zu erwischen, um kurz danach wieder gestellt zu werden. Erst mit Beginn der zweiten Runde konnten sich 6 Mann deutlich vom Feld lösen. Drei weitere Fahrer lösten sich kurz danach und ich schaute ihnen wehmütig und die schmerzenden Waden massierend nach. Jan zögerte eine Sekunde zu lang und ging danach jedoch mit doppelter Vehemenz hinterher. Er schloss zu den drei Fahrern auf, stiefelte vorbei und blieb zwischen den beiden Ausreissergruppen hängen. Eine Aura von ziehendem, heißem, rotem Schmerz umgab ihn und war bis hinter zu uns zu sehen. Schweigend, männlich, einsam verspielte er seine Körner. Nachsichtig, liebevoll und tolerant nahm ihn daraufhin die zweite Gruppe auf und gemeinsam kreiselten die 4 nun einträchtig und zufrieden immer näher an die Spitze heran. Kurz vor dem Zusammenschluss schlug das KT/AB-Feld mit hohem Tempo dazwischen und schluckte die 4 eingangs der dritten Runde. Gleichmässig, nahezu gleichgültig und ohne jegliche Würdigung der tollen Leistung holte sich das nun deutlich größere Fahrerfeld die restlichen Ausreisser. Nachdem die letzte C-Wanze auf ihren Platz verwiesen wurde, zogen die großen Jungs richtig am Horn und wirkliche, schmerzhafte Versuche wegzukommen nahmen ihren Beginn.
Die Strecke verlief ausgesprochen windgeschützt und weite Teile boten zudem heftige Rückenwindunterstützung. Dadurch zog sich der Kampf an der Spitze zäh und lange hin. Erst nach 20 Kilometern, zu einem Zeitpunkt als meine aufgeschwollenen Waden, die Kette immer wieder aufs kleine Blatt drückten, gelang es einigen Fahrern sich zu lösen. Offensichtlich waren jedoch die Teams in der Spitze ungleichmässig vertreten, und so zog sich die wilde Jagd noch eine halbe Runde lang hin.
In Buckow hatte ich wenigstens noch den Wunsch nach einem 11er Ritzel formulieren können, hier irgendwo vor Schköna war mein Großhirn nicht mehr in der Lage derartig komplexe Wünsche zu formulieren. Die Beine wirbelten mit Pulsfrequenz. Das laute Kreischen der überlasteten Kettenglieder wurde von dampfschiffartigen Atemgeräuschen übertönt. Ich sehnte die nächste leichte Steigung herbei, hoffend dass dort 53x12 ausreichend sein würde. Dort endete glücklicherweise die schier endlose Hatz und meine Hochfrequenzpein. Dirk nutze die Zeit und sein Atemvolumen um mich über Renntaktiken und -strategien aufzuklären. Er hatte von seinem Hochsitz am Ende des Feldes einen guten Überblick und schlug mir nun seine Auswertung der ersten Runden, speziell meine fruchtlosen Versuche wegzukommen, um die Ohren. Atem- und kraftlos musste ich das Kreischen und Gezeter wehrlos über mich ergehen lassen. Die letzten beiden Runden verliefen dann nahezu ereignislos.
Den Sprint zog snapfisch lehrbuchhaft mit 4 Fahrern an und durch. Ein freundlicher snapfisher, nahm mich mit Rücksicht auf meine Kurzsichtigkeit noch ein Stück mit nach vorn, so dass ich den Sprint fast aus der ersten Reihe genießen hätte können, wäre da nicht die tränen- und laktattreibende Geschwindigkeit gewesen.
Jan photographierte geduscht, zufrieden, gestützt von seiner Geliebten unsere Zielankunft. Er hatte seine tapfere (ja Dirk, tapfer ist das richtige Wort) Runde vor dem Feld wenig später teuer und einprägsam bezahlt und abreißen lassen müssen.
Nach der endlosen Zeremonie des Rädereinladens konnte ich mich wiederum Dirk als Frauenersatz anbieten, indem ich für Kurzweil und Unterhaltung sorgte.
Völlig erschöpft von dem vielen Gelaber,
Thomas