An diesem Wochenende fanden die Landesverbandsmeisterschaften Sachsen/Sachsen Anhalt im Einer Straße in Beierfeld statt.
Von Anfang an hatte ich keine großen Ambitionen und Ziele. Erstens war das erst mein 2. Lizenzrennen (da fragt sich vielleicht mancher, was das in meinem Alter noch soll - aber das ist ein anderes Thema) und außerdem blickte ich ehrfurchtsvoll auf die Startliste. Andererseits kam mir Streckenprofil sehr entgegen. Ohne es genau zu kennen, nahm ich aber an, dass der eine oder andere Hügel dabei sein sollte (was sich aber dann als maßlose Untertreibung herausstellte).
Aber der Reihe nach. Aufgrund der humanen Startzeit konnten wir (Dirkus, Holger und ich) ausgeschlafen die Reise ins Erzgebirge antreten. Unterwegs schloss sich uns noch Rudi an, Jan war schon vor Ort, er reiste aus Leipzig an. Als wir unsere Nummern hatten und uns umzogen, stiessen auch noch Anke (die beste Betreuerin, wenn sie nicht selbst fährt) und Lutz (der nette ältere Herr, der im S2-Feld antritt) hinzu.
Wir hatten noch genügend Zeit, also fuhren Rudi und ich die Strecke ab. Oh, oh - die vermuteten "Hügel" stellten sich als Rampen von bis zu 16% heraus und summierten sich pro 10,8 km-Runde (von denen es 12 sein sollten) auf ca. 270 Hm. Aber nach den Erfahrungen von Cottbus mit der "schönen" Pflasterstrecke in Bagenz war mir eigentlich klar, dass ein paar kleine Gemeinheiten eingebaut sein würden. Nicht dass die Steigungen ein Problem wären (nach den schönen Müsliman-Trainingstagen in Landeck hatte ich ja genug Bergkilometer in den Beinen), ich machte mir aber erste Sorgen über das Tempo, mit dem dann nachher hochgefahren wird. Mit Staunen sah ich auf die 23er Blöcke an vielen Rädern, selbst war ich aber dann doch froh, aus Faulheit den 27er drauf gelassen zu haben.
Scheinbar hatten selbst die Veranstalter die Schwere der Strecke unterschätzt (oder auch die Form der Fahrer unterschätzt). Jedenfalls kam der Zeitplan gehörig durcheinander. Wir konnten erst eine 3/4 Stunde später starten, zudem hat man uns während des Rennens per Zuruf über eine Verkürzung von 12 auf 11 Runden informiert, was ich aber mit Dank zur Kenntnis nahm.
Gleich zu Renn- (und Runden-)Beginn stürzte sich das anfänglich 120 Mann starke Feld in die rasende Abfahrt durch die Straßenschluchten von Beierfeld. Ich hatte zunächst etwas Respekt davor und hielt mich mit vornehmer Zurückhaltung erstmal im hinteren Teil des Felds auf. Als der erste knackige Anstieg noch im Ort kam, erwies sich das aber als äußerst ungünstig, denn nicht wenige Fahrer blieben förmlich stehen. Ich musste Slalom fahren. Die Spitze konnte ich schon nicht mehr sehen, so zog sich das Feld auseinander. Im folgenden kurzen Flachstück (das einzige auf der Runde) wurde dann aber wieder Tempo rausgenommen. In der fiesen Rampe im Mittelteil wurde dann wieder forciert, ich ahnte schon, was das für ein Spielchen auf den nächsten Runden wird. Nach der 2. Runde dachte ich schon, dass ich das nicht überstehe. Ohne dass ich es mitkriegte, hatten sich ein paar Fahrer (die, die es eben konnten) abgesetzt. Glücklicherweise hielten sich dann auch die Tempoverschärfungen an den Anstiegen wieder im erträglich Rahmen, trotzdem schoss mir das Laktat an jeder Kuppe bis in die Haarspitzen.
Zur Hälfte des Rennens merkte ich erschrocken, dass meine beiden Flaschen so gut wie leer waren. Neidvoll blickte ich auf meine Konkurrenten, die sich von ihren Betreuerstäben verpflegen ließen. Ich hatte zwar genug Gel, aber ohne Wasser würde mir das den Magen verkleben. Daran hatte ich gar nicht gedacht - Anfängerfehler! Zum Glück hatte ich Anke und Dirkus (der schon nach 2 Runden nicht mehr wollte) im Zielbereich ausgemacht und dann dort meine Flaschen abgeworfen. Von da ab kümmerten sie sich aufopferungsvoll um meine Versorgung. Vielen Dank nochmal an dieser Stelle.Ich schaffte es dann irgendwie, mich im Hauptfeld unter den ersten 20 aufzuhalten. Fuhr sich eigentlich auch angenehmer, so musste ich nich mit dem typischen Ziehharmonika-Effekt kämpfen.
Es gab dann noch einige, die wirklich sehr stark waren und immer vorne fuhren und sich dann absetzen konnten. Der größte Teil des Hauptfeldes (wenn man es denn noch so nennen könnte) verabschiedete sich allerdings nach hinten. So waren wir in der vorletzten Runde - glaub ich - nur noch 11. Da ich von Zurufern wusste, dass vor uns auch nur 11 Mann waren, ahnte ich, dass es ein gar nicht so schlechtes Ergebnis werden könnte.
Leider zeigten mir in der letzten Runde leichte Krämpfe an Oberschenkel Innenseite und Waden, dass ich noch eindeutig zu wenig Wettkampf-Kilometer habe. Den ständigen Rhythmuswechseln musste ich dann doch noch Tribut zollen. Trotzdem konnte ich mit Hängen und Würgen an der letzten Kuppe die gerissen 10 Meter wieder zufahren. Von da ab war leider nur noch Schadensbegrenzung angesagt. In der letzten Abfahrt vor dem Zielberg ging dann richtig die Post ab. Angriff bei 8% Gefälle - Hut ab! Schade, dass ich da nicht mehr mitmischen konnte, die kleine Bergankunft wäre was für mich gewesen. So konnte ich mich nur noch hinten reinhängen und vor dem Ziel wenigstens noch 2 Leute hinter mir lassen.
Alles in allem bin ich aber rundum zufrieden mit meinem Abschneiden und kann mich über Platz 20 wirklich freuen. Auf alle Fälle hab ich eine Menge über das Fahren in Lizenzrennen dazugelernt.
Nach Dirkus sind leider auch Jan (der dann wenigstens noch professionelle Fotos schießen konnte) und Rudi (der dadurch eher zu seiner lieben Kerstin kam) vorzeitig ausgestiegen. Leider weiß ich zur Zeit noch nichts über Zeitpunkt und eigentlich Motivation der Verabschiedung der beiden. Holger, dank starker Bergform, konnte und durfte bis Runde 10 im Rennen bleiben, wurde dann aber von der Spitze eingeholt. Lutz, unser (noch) Einzelkämpfer im Seniorenfeld, hat sich auch sehr achtbar geschlagen und hat einen guten 18. Platz zu Buche stehen.
Uwe (Picco)