Jonny: Ich wurde in Heidenau bei der RTF wieder einige Male gebeten, endlich mal einen Bericht zum Nürburgring zu verfassen. Obwohl ich kaum glaube, dass diesen jemand liest, werde ich versuchen das so toll wie irgend möglich rüber zu bringen. Also, viel Spaß beim Lesen!
Jonny: Das ganze Chaos begann schon vom Donnerstag zum Freitag. Nach allen Vorbereitungen und den dazugehörigen Einkäufen kam ich endlich Freitag früh gegen eins zum schlafen. Die ersten 2 Stunden schlief ich auch noch ganz gut, bis gegen Drei schon der Wecker schellte und mich sehr unsanft weckte. Also, ab ins Auto, den Daniel eingesammelt und ab auf die Autobahn. Die ersten drei Stunden fuhr ich im Halbschlaf, bis mich Dani ablöste und ich wenigstens etwas die Augen schließen konnte.
Wer mich ein bisschen kennt weiß, wie das bei mir im Auto mit schlafen ausschaut. Und schau da, im Nu waren bei Köln. Hui, wollte der Daniel etwa noch den Kölner Dom beäugen? Aber im nu fanden wir den Weg wieder und kamen in der Eiffel an. Mein erster Gedanke war: “Oha, ganz schön hügelig hier“. Gegen Elf stellten wir uns an einer schönen Schlange - unter den ersten zwanzig Autos an, um wie versprochen 13:30 Uhr eingelassen zu werden. Mittlerweile kam auch noch ein Drängler mit 'nem roten Opel und quetschte sich noch in die Lücke vor uns. Und siehe da, aus dem roten Hobel schälte sich ein ziemlich müde dreinschauender, von Farbtupfern geprägter Martin. Man muss da mal einwerfen, dass er in Koblenz der Schwester beim Malern und dem Umzug geholfen hat.
Daniel: Es wurde 13:30, die ersten kamen mit grünen Scheinen vorbei doch nix passierte. Nur langsam sprach sich in der Schlange rum, dass wir uns einen Durchfahrtsschein holen müssen, nur standen da bereits Hunderte von sportlich hochmotivierten Leutschens herum die alle jenen wichtigen Schein wollten. Wir stellten uns auch an und bekamen nach 90min das begehrte Blatt - anderswo bekommt man das auch schon vorher per Post. Jonny fuhr in dieser Zeit die zwei Autos wechselweise immer ein Stückchen vor.
Jonny: Endlich wurde uns gegen 16:30 Einlass gewährt. Darum schnell die Nummern geholt (wider erwarten nur eine Minutensache), das Rad präpariert und versuchen noch ne Stunde zu schlummern. Alles in allem, eine ideale Vorbereitung auf 24 h Kreisel fahren ;-( oder?
Daniel: Die Box 12 (vom Keke Rossberg, Audi Team) war für 12(?) Teams vorgesehen - zu den Nachbarboxen bestand die Trennung aus Gitterelementen - also so intim/privat wie im Zoo :-). Uns gegenüber hatte Sabine vom Team "Thorsten Ruppe" eine kleine, feine Kochecke incl. Kochplatte, Mikrowelle und Wasserkocher eingerichtet - das sollte uns später noch sehr helfen.17:00 Teambesprechung - da kam die Erklärung zur Verzögerung - der Vorveranstalter hatte sich mehr Zeit und auch noch ein Großzelt dagelassen - naja etwas besänftigt konnten wir uns einrichten.
Jonny: Dann fuhren Martin und ich endlich zum Start und brabbelten erst noch ein wenig mit den Sportfreunden vom SV Elbland, die mit einem riesen Aufgebot an Mannschaften und Einzelfahrern an den Start gingen. Da viel auch schon der Startschuss, und alle (auch wir ) fuhren los als ob es nur über wenige Runden ging. Erst in der dritten Runde durfte mein 39er endlich auch mal ran, und das länger als es mir lieb war. Der Grund ist einfach: Total alle, kaputt, im Eimer, Magenproblehme........... und, und, und..... Auch Martin erging es so. Ihm sieht man es zwar nie sehr an, was mich immer ziemlich fertig macht, aber wenn er sagt, dass wir viel zu schnell waren, dann weiß man schon, dass dies kein Märchen von mir ist. Andere bekannte Extremsportler wie z.B. Reiner Popp mußten erst mal eine Auszeit nehmen. Auch unser Vizeweltmeister Martin ging dann für eine Stunde in die Box zum Schlafen. Ich versuchte alles, um dies nicht machen zu müssen und schlürfte dabei literweise heißen Kräutertee, den Daniel ständig neu kochen mußte, was aber in der Boxengasse ein schwieriges Unterfangen war.
Daniel: Hier kam netterweise pausenlos die Technik von Sabine zum Einsatz, so mußten wir nicht mit Gas hantieren. Irgendwie hab ich es aber immer wieder geschafft, all die Wünsche von Martin und Jonny zu erfüllen. In der Nacht war es bei geschätzten 400 aktiven Rennteilnehmern sehr problematisch, meine Rennfahrer zu sehen. Einige dachten auch bei vollem Tempo mit minimalem bzw. ohne Licht durch die Boxengasse zu "rasen" - na klasse - andere hatten sehr starke Lichtanlagen die mich fast erblinden ließen - nur kamen dadurch bei zwei Lampen manchmal 5-6 Radler vorbei. Ich stand direkt neben einem aufblasbaren Zieltor, doch in einigen Runden bekam ich gar nicht mit, dass die beiden durch kamen - Jonny war der einzige mit "Wackellampe" am Bein - doch wenn man das sah, war er schon vorbei. Später bekamen wir das in den Griff, ich achtete mehr auf die Zeiten und lies das "Buffet" (mittlerweile beschriftet) zur Sicherheit draußen stehen. Da es in der Boxengasse keinen wirklichen Durchgang gab, kamen viele Menschen auch mitten in der Nacht einfach so durch - Tür auf rungs - Tür zu rungs - ob die das im Hotel auch so machen? Zum anderen sind auch die Nachbarboxen immer am Licht und Lärm beteiligt - ging zwar, ist aber etwas unschön.
Jonny: Gegen Mitternacht ließen wir uns das erstemal einige Zwischenstände sagen. Trotz aller Probleme, die wir uns selbst eingehandelt haben, lagen wir auf einem unglaublichen 5. und 7. Platz was uns nur zeigte, dass es am Anfang vielen Sportlern Schei... erging. Unser neues Ziel lautete also, die Plätze so lange es geht zu halten.
Daniel: Im Bistrobereich konnte man immer die aktuelle Gesamtzeit und Rundenzahl sehen - da jedoch erst mit der Zieldurchfahrt der Nachfolgenden der aktuelle Abstand bekannt war, konnte Jonny nur die Abstände aus der Vorrunde mitnehmen. Wie bekannt, ist ja Jonny kein Kandidat für Telefonate beim Rennen - jedes Gramm zählt. Aber man konnte immer wieder einen Zettel über die aktuelle Runde mitnehmen.
Jonny: Aber es sollte sich noch einiges ändern. In den Morgenstunden rief Daniel mir etwas von Platz vier zu (nach 9h23min Platz 4 mit 11 Runden für Jonny und Platz 17 mit 10 Runden und 9h12min), und so kletterte ich ohne mein Tempo zu ändern im Laufe des Vormittags bis auf den 2. Platz nach oben, der jedoch alles andere als sicher war. Pausen wurden von da an auch noch völlig gestrichen. Von jetzt an lies ich mir die Rückstände der hinter mir liegenden Fahrer ansagen, was einen auch ganz schön fertig machen kann, denn Thorsten Ruppe lag da nur noch 2 Minuten hinter mir (im Nachhinein lag Daniel mit seiner Schätzung viel zu knapp). Also streute ich da mal drei schnellere Runden ein die mich wieder auf 22 Minuten Vorsprung brachten, was mir aber auch die Knie etwas übel nahmen, aber da halfen mir sogar die Sportfreunde vom SV-Elbland. Das ist ne super Sache, wenn man sich auch auf Sportler aus der Heimat verlassen kann. Bis auf die letzten 2-3 Runden konnte ich ihn immer zwischen 13 und 18 Minuten halten. Jetzt kam auch bei mir der Mann mit dem Hammer und ich musste Daniel bitten, den wiedererstarkten Martin an die Kette zu legen, um mir in den letzten Runden zu helfen.
Daniel: Martin hatte ja etwas geschlafen aber war sich leider seiner Sache nicht so sicher und ich in Angst, ob er nicht zu lange warten muss. Aber in diesem Fall hatten wir viel Glück - innerhalb von 10min kam Jonny - diese Zeit müssen wir also Martin noch gutschreiben.
Jonny: Als ich wieder an die Box kam, scharrte Martin schon mit den Hufen. Auch wenn es Martin nicht so sieht, hat er mir da das Podium gerettet: Erstens hatte ich nun endlich auch mal nen Windschatten, was gerade auf der zweiten Hälfte enorm wichtig war, und dann ging da natürlich auch noch meine Vorderradachse in die ewigen Jagdgründe ein. Also schnell Martins Rad bei mir rein und dann weiter. Er quälte sich mit dem defekten Teil bis in die Box, wo Daniel schon eines von einem anderen Team in der Hand hatte.
Daniel: Jonny rief von der Zielgeraden rüber, das ein Vorderrad gebraucht wird - genau so etwas war bei uns nicht dabei. Ich lief schnell in unsere Box und fragte die anderen Teams - sofort sagte uns jemand das Rad zu - und holte es umgehend. So konnte ich schon das Rad hochhalten während Jonny unseren Servicepunkt nur im vorbeifahren sah.
Jonny: Minuten später hing Martin schon wieder vor mir und motivierte mich jeden Berg aufs neue hoch. Nur deswegen bin ich die letzten 17% nicht abgestiegen. Jetzt konnten wir endlich einige Gänge raus nehmen. Mein Vorsprung schmolz dabei zwar enorm, war aber nicht wirklich in Gefahr. Im Ziel war ich einfach nur glücklich. Martin, Daniel und sogar das Team des Drittplatzierten nahmen mich in den Arm, denn wann landet man schon je wieder hinter einem Wolfgang Fasching auf dem Podium? Auch wenn Martin mit sich selbst nicht ganz zufrieden war, bin ich mir sicher, dass ein Großteil des Erfolges ihm und Daniel gebührt.
P.S.: Wegen Run am Ring vom Sonntag mussten wir unsere Box schon am Sonnabend räumen, gingen also in den 20er Bereich ins Asyl - da fangen 6:30 einige Leute an Flaschen zu sortieren - grrrr. - das waren einige Messebauer beim Abbau - na toll. Also nix mit schlafen sondern Retour nach Jena, wo sich die anderen Picardellicse austobten.