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Napoleoncup

ImageHallo,

wenn die hübsche Leserin, der zähe Leser neben einem gut gefüllten Kühlschrank sitzt, das Wochenende frei von Terminen und Zeitdruck geplant, die drängende Notdurft verrichtet wurde, dann und nur dann, existiert für den genannten Kreis die einmalige Möglichkeit die dramatischen Erlebnisse der Picardellics in den dunklen Weiten der Thüringer Wälder in und um Jena, Lützeroda und Cospeda in Form des folgenden ausschnitthaften, teilweise objektiven und parteiischen Berichts aufzunehmen.

Vorspiel

Dichter Nebel wabert zwischen Lützeroda, Cospeda und Isserstädt. Laute Rufe und wütende Schreie schallen über die Höhenrücken nördlich von Jena. Säbelklirren, Kanonendonner und ängstliches Wiehern der Pferde untermalen die dramatische Niederlage der vereinigten Preußen und Sachsen gegen Napoleon im Oktober des Jahres 1806.

11 Monate und 199 Jahre später, die Ereignisse scheinen sich, diesmal bei strahlendem Sonnenschein und dem lauen Wind eines Septembersamstages, zu wiederholen. Wütende Gesellen stehen sich wutschnaubend gegenüber, Speichel und Geifer fliegen durch die Luft, Schreie und Rufe streitender Kampfhähne im hautengen, bunten und körperbetonendem Outfit reisen die Bevölkerung der verschlafenen Thüringer Bergdörfer aus dem wohlverdienten Schlaf. Die überforderten Kampfrichter versuchen die schier übermächtigen und zahlreich angetretenen Sachsen am Start zum Zeitfahren zu hindern. Der 6. Napoleoncup tobt durch die Landschaft, eine Etappenfahrt für Radsportler aller Altersgruppen und Leistungsklassen.

ImageLetzteres verleitete uns Picardellics zur Teilnahme, die sehr, sehr erfolgreich verlief. Die drei Schlachten die wir schlugen, waren von Siegen, Triumphen, Stolz und Ehre gekrönt.

Erste Verluste ereilten uns leider schon im Vorfeld des Wochenendes.

Es fielen zum Beispiel die beiden Drechslers plötzlich und ersatzlos aus, zudem musste sich Bratwurst den Gelüsten, Wünschen und Zielen seiner Gattin fügen (freiwillig natürlich, ganz freiwillig) und verweigerte standhaft seinen Sportfreunden die Gefolgschaft, Bernd in Gedanken schon im knallharten Zielsprint des Zeitfahrens, unterlag am Donnerstag im harten Kampf seiner Bremse und stürzte schwer (hier seien die besten Wünsche zur Genesung und Heilung der riesigen Platzwunde schriftlich niedergelegt), Dirk hörte von dem recht steilen Berg des Straßenrennens und verbrachte infolge ein schönes Wochenende mit seinen zwei Frauen.

Aber es gab auch Mitfahrerinnen, die ihren Erkältungen trotzten, sich warm ankleideten (2 Trikots und Kniehose bei angenehmen 24 Grad im Schatten) und das Straßenrennen locker 20 Minuten vor dem letzten männlichen Fahrer absolvierten und zudem noch lächeln konnten: Grit.

Der Napoleoncup begann vor langer, langer Zeit für viele Picardellics mit dem Leistungstest unter fürsorglicher Obhut einer zierlichen, blonden Studentin. Bedingung für die Untersuchungen und den Leistungstest war die Teilnahme am Zeitfahren des Napoleoncups.

ImageJugendlichen Illusionen folgend, hofft Frau Unger aus den Daten des Leistungstests, das Leistungsvermögen unter Wettkampfbedingungen ableiten zu können.

Wer nun aber schon mal im Windschatten von Jan fast ertrunken ist, Michi auf der Rolle hat fahren sehen oder Picco vehement der Spitzengruppe folgen sieht, kann sehr schnell ableiten, das Labor und Wirklichkeit weit auseinanderdriften. Unabhängig davon welche Analysen aus den Leistungstests zukünftig gezogen werden, lockte uns zum einen der kostenfreie Leistungstest und zum anderen das Wochenende in Jena, kompakt gestaltet mit Zeitfahren, Rundstreckenrennen und Straßenrennen.

Freitag, Aufbruch

Die Picardellics, die es verlustfrei und schadlos über die Vorbereitungszeit schafften sammelten sich Freitagnachmittag um René’s Transporter bzw. Jans Sharan oder wurden liebevoll von Frank aufgesammelt.

Einem internationalen Trend zum Zweitrad folgend, wurde der Platz im Transporter gut genutzt: ein Zeitfahren ohne spezielles Zeitrad ist heutzutage innerhalb des sehr dichten Leistungsspektrums der Jedermänner kaum noch erfolgreich zu absolvieren. Scheibenräder, Lenkeraufsätze, Speziallaufräder zum Warmfahren auf der Rolle benötigen reichlich Transportvolumen und unterstreichen deutlich den faunhaften Trend der seit einiger Zeit aus dem Triathlon in den ehemals harten und aufs wesentliche reduzierten Radsport hinüberschwappt. Das diese exzentrische Nabelschau teilweise auch noch zu Lasten der Reinlichkeit und Sauberkeit des hochwertigen Materials geht, treibt manch ewiggestrigem Anhänger des traditionellen Radsportes Tränen der Trauer, des Mitgefühls und der Frustration in die Augen.

Mit dem hochwertigen, teilweise mehr als staubigem Material und Sandra (staubfrei), die ihr schickes Cannondale nicht allein mit René lassen wollte, im Transporter sowie dem vollbesetzten Sharan zogen wir gen Westen.

Kurzweilige ja fröhliche Stimmung herrschte in unserem Fahrzeug, das liebevolle Gefrotzel, freundschaftliche Gestänker und die üblichen Geschichten wurden ab und an unterbrochen von einzelnen vorausfahrenden Dauermittelspurnutzerinnen, die die Oberfahrlehrermentalität unseres Piloten harten Tests und verbalen Ausbrüchen unterzogen. Interessiert konnten wir allen Tüvmarken der vorausfahrenden Fahrzeuge das Gültigkeitsdatum entnehmen und standen 18.00 Uhr, befreit von allem durch die Autofahrt nichtig gewordenen Alltagsstress, zufrieden und glücklich auf antiken Betonplatten vor dem Hotel.

ImageDas Areal des Hotels hatte das gediegene Flair einer heruntergekommenen Russenkaserne. Das 8-stöckiges Hochhaus mit Blick auf bunkerähnliche Lagerhallen liegt zwischen einer Schnellstraße, die den Einheimischen als nächtliche Rennstrecke dient und einer Plattenstraße, die von ehemals grünen Grauflächen aufgelockert wird. Lediglich die zahlreichen radsportlichen Teamfahrzeuge auf dem Hotelparkplatz waren uns Lichtblick, ließen uns aufatmen und Hoffnung schöpfen. Diese Hoffnung wurde jedoch kaltblütig und rigide zerstört vom tristen abendlichen Menü. Aus gut informierten Insiderkreisen wurde später laut, das ein Abendessen, bestehend aus der großzügigen Wahlmöglichkeit zwischen Kartoffeln, Reis, Nudeln und ungarischem Gulasch, untersetzt von Früchte- bzw. Pfefferminztee sowie zwei großen Schüsseln Quarkspeise mit 8.50 Euro kalkuliert worden war. Positiv bemerkenswert war allerdings, dass auf bittende (besser: bettelnde) Nachfrage an das, zu dem Zeitpunkt noch freundliche, Personal eine zusätzliche Schüssel Rührei mit Paprika und Tomate geordert werden konnte.

Samstag, Zeitfahren

Unzufrieden aber mit vollem Magen versuchten wir noch wenige Stunden Schlaf zu ergattern, um am nächsten Tag kurz nach 8. 00 Uhr frisch und munter die ersten Fahrerinnen auf der Zeitfahrstrecke anfeuern zu können. Im Hotel hing eine aktualisierte Starterliste mit den neuen Startzeiten, so dass sich jeder individuell auf seinen Start vorbereiten konnte. Ein super Service des Veranstalters ... dachten wir damals noch. Einige unserer tapferen Picardellics fuhren nochmals die Strecke ab, prägten sich die wechselnden Windrichtungen ein, versuchten die Hügel angenehm zu finden und testeten die zahlreichen Kurven schon mal mit Wettkampfgeschwindigkeit.

René startete als erster und wie sich später herausstellen sollte auch als letzter der Picardellicsmänner. Die nächsten Frauen folgten ihm in 30 Sekunden Abständen. Anke, hochmotiviert und das Ziel fest vor Augen, trat an und schoss davon, leider einige tausendstel Sekunden vor dem offiziellen Start, was durch kompetente und aufgeschlossene BDR-Kommissäre nüchtern, sachlich und ganz objektiv festgestellt und später mit einer ordentlichen Zeitstrafe versehen wurde.

Mutig und mit geschlossenen Augen stürzten sich kurz danach Angela und Ines in die erste Schlucht, trieben ihre hochwertigen und ästhetischen Räder mit wuchtigen Tritten in den Gegenanstieg und genossen, wie auch Franziska und Anja die Gegenwindabschnitte und ruppigen Steigungen der schweren Zeitfahrstrecke. Sandra musste sich der Stärke Ihrer Konkurrentin und dem exorbitanten Windwiderstandes ihres voluminösen Rades unterordnen und mit Platz zwei auf dem Podest begnügen.

Als dann wenige Minuten nach Anke der nächste unserer schnellen Männer starten wollte, wurde ihm dies verweigert. Genauso verweigert wie allen weiteren Picardellics und ca. 15 anderen Fahrern. Die Startliste im Hotel war durchaus aktuell gewesen, allerdings war es das einzige existierende Exemplar, und dies hing eben im Hotel. Der BDR-Funktionär (kompetent, flexibel und dynamisch wären hier irreführende Bezeichnungen) hatte auf seiner Startliste an vielen Stellen nur Zeiten und keine Starternamen. Es war ihm (bis auf René, der ihn überrumpelte) nicht möglich, an den freien Stellen die Starter einzutragen, da die Streckenposten die gleiche Liste hätten und lediglich die vorbeifahrenden Starter abstreichen sollten. Startnummern aufschreiben überstieg offensichtlich die Kompetenz oder die Fähigkeiten der Streckenposten.

Da uns dies unverständliche und beharrliche Festhalten an bestehenden Fehlern aus dem täglichen Leben mit den Auswirkungen des öffentlichen Dienstes gut vertraut ist, fiel es uns auch nicht schwer resigniert zu warten, auszukühlen und zu hoffen, inständig zu hoffen im Laufe des Tages doch noch starten zu dürfen. Andere Fahrer versprühten an der Stelle Ihre Energie, speichelten den Startkommissär wutentbrannt ein und weckten damit die unbeteiligten Bergbauern.

Die ansässige Bevölkerung schlug erbost und bockig zurück und vertrieb Kerstin (bis dahin still auf einem Angelhocker auf dem Plattenweg zu einem der Eigenheime sitzend und unsere Starterinnen photographierend) von dem widerrechtlich genutzten und sicher grundlegend geschädigtem Grundstück.

Der BDR brauchte nun nicht mehr lange, um uns ein neues Startfenster einzuräumen. Auf der neuen Startliste fehlte lediglich Tomtom, der aber nahezu diskussionslos nachgetragen wurde.

Hatte ich mich ursprünglich mit den Gedanken abfinden müssen, das Eric eine Minute nach mir starten und mich 20 Sekunden später überholen würde, saß mir nun Mischka mit lediglich 30 Sekunden Rückstand hochmotiviert im Nacken. Freundschaftlich drohend verabschiedete er mich am Start mit den Worten „Wir sehen uns ... gleich“. Desillusioniert kullerte ich bis zur ersten Wende, drehte dort gemächlich und sah kurz darauf Mischka heranschnaufen. Die Hohensteiner Dampfwalze rollte wieder. Mit einem neckendem „Faulpelz, Faulpelz“ versuchte ich ihn in eine tiefschürfendes Gespräch zu verwickeln, konnte ihn jedoch nicht wirklich stoppen und musste an der zweiten Wende feststellen, das der Abstand noch vorhanden aber leider kleiner geworden war. Es reichte lediglich für ein einzelnes, heraus gestammeltes „Faulpelz“, wodurch Mischkas furiose Fahrt jedoch nicht aufzuhalten war. Skandalöse 10 Sekunden musste ich schlucken und

fand mich auf der Ergebnisliste zwischen Mischka und Michi, an einer Position wieder, die andeutete, dass unsere Konkurrenten sich beim Zeitfahren noch zurückgehalten hatten.

Michi hatte es tapfer vermieden in irgendeiner Form Kenntnis von der Strecke zu sammeln und sich stattdessen auf der Rolle gequält. Wahrscheinlich hat er dann in der Aufregung des doch noch möglichen Starts vergessen, die Rolle vom Hinterrad zu entfernen und an seinem Hinterrad über die gesamte Rennstrecke geschleift, anders ist sein ernüchterndes und Depressionen verbreitendes Ergebnis kaum zu erklären. Für ein Rennen mit zusätzlich mitgeführter Rolle war es jedoch ein verdammt gutes Ergebnis.

Samstag, Rundstreckenrennen

ImageMit einiger Verspätung startete am frühen Nachmittag das Rundstreckenrennen. Der 3,2 km Kurs war von den Jedermännern 8mal zu absolvieren. Da Matze und Eric mit reichlich Vorsprung nach dem Zeitfahren auf den Plätzen 1 und 2 zu finden waren, lag die Taktik für des zweite Rennen auf der Hand: Wir wollten erst in der Mitte des Rennens attackieren um Matze, Eric, Picco am Berg in einer Spitzengruppe wegzuschicken. Das Rennen begann und Jan zog in unserem üblichen Trainingstempo an die Spitze. Keiner der rund 60 Fahrer wollte sich schon wieder Schmerzen zufügen und so fuhr Jan allein eine Runde vorm Feld her. In der zweiten Runde fand er wieder die Fürsorge des Feldes. Danach war es Eric, der sich mit zwei weiteren Fahrern vor dem Feld fand. Gehorsam als auch auf eine Karriere im öffentlichen Dienst spekulierend, hielt Eric sich strikt an unseren Plan und das Tempo der Ausreißer niedrig. Die Gruppe wurde deshalb wenig später geholt.

Einer der grazilen, im Glaspalast der Wissenschaften verzärtelten und von üppigen Steuergeldern verwöhnten Studentenkörper quittierte die extremen Belastungen langer Wartezeiten auf den Start mit dem im Rennen blitzartig auftretenden Wunsche nach einem Örtchen in völliger Stille und Abgeschiedenheit, so dass wir im weiteren Rennverlauf die theoretischen Fähigkeiten und die praktische Härte eines unserer Nachwuchsfahrers deutlich vermissen mussten.

Inzwischen waren schon mehr als 4 Runden absolviert und das Feld leicht ausgedünnt. 2 Fahrer setzten sich nach dem Berg ab und hielten ihren Vorsprung von 80m eine ganze Weile konstant. Unruhig geworden keinen von uns dort vorn steuernd dabei zu haben, bat ich Matze mir den Weg freizumachen und schloss zu den beiden Fahrern auf. Ein weiterer Geraer Fahrer folgte und so rollten wir nun zu viert eine Weile vorm Feld her. Der Versuch eine vernünftige Geschwindigkeit in die kleine Gruppe zu bringen, scheiterte an der fehlenden Konsequenz der Mitfahrer. Kurz vor der Abfahrt zur letzten Runde fanden wir uns im Hauptfeld wieder. Eric raunte Matze in dem Moment zu, das er am Berg das Tempo erhöhen wollte. In dem Wahn mannschaftsdienlich fahren zu wollen, setzte ich mich vor Eric und verpulverte in Sekunden die über Jahre gesammelten Körner, indem ich auf der Abfahrt das Tempo hochhielt. Eric lies es etwas lockerer angehen, wich meinen breit gestreuten Körnern aus und lies zwei Radlängen Abstand, um anschließend den Berg ruhiger anzugehen. Ich fand mich ruckzuck leer und ausgebrannt am Ende des Feldes wieder. Jegliche Versuche wenigstens dranzubleiben wurden von den geleeartigen Beinen abgeblockt. Matze zog inzwischen am Anschlag über die gepflasterte Kuppe und ging davon. Er siegte locker mit 11 Sekunden Vorsprung vor dem Hauptfeld, in dem Eric, Picco und Jan sich gehalten hatten. Während Matze schon im Ziel Interviews gab, quälte ich mich auf Sichtweite hinter Holger und einem zweiten Fahrer um Anschluss. Am letzten Anstieg zum Ziel drehte sich Holger um, sah mich kommen und realisierte blitzschnell welche Gefahr da auf ihn zuraste, im panischen Bemühen nicht letzter werden zu wollen, sammelte die letzten Kräfte riss sich von seinem Begleiter los und sprintete die letzten 100 Meter ins Ziel, um dort zeitgleich mit mir registriert zu werden. Beachtliche 4 Sekunden hatten wir seinem ehemaligen Begleiter abgenommen und kamen damit lange 20 Sekunden nach dem Hauptfeld ins Ziel.

ImageAnke und Franzi starteten unter unserem tosenden Jubel wenig später zum zweiten Rundstreckenrennen der Jedermänner. Dies Rennen hatte der Veranstalter aufgrund der rund 100 Jedermannstarter kurzfristig für all diejenigen, die nicht auf die Gesamtwertung fuhren eingeschoben.

Michi und Tomtom, die ursprünglich ebenfalls mitfahren wollten überzeugten Frank davon, dass er auch aufgrund seines hohen Alters viel mehr Spaß auf der Heimfahrt mit einem motorgetriebenen Fahrzeug als beim Radrennen haben würde und ließen sich zurück nach Dresden chauffieren. Frank folgte seiner stark ausgeprägten sozialen Ader und verzichtete auf den ihm drohenden Sieg.

Anke und Franzi hatten auf den ersten Runden gemeinsam Freude an der welligen Strecke. Nachdem Anke jedoch erfuhr wie nett Franzi uns auf der Anreise mit köstlichem Mohnkuchen verwöhnt hatte, grübelte sie angestrengt über ähnlich leckere Rezepte. Da nun geistige Anstrengungen immer mit einer körperlichen Entsprechung einhergehen, erhöhte Anke unmerklich und ungewollt den Druck aufs Pedal und setzte sich damit von Franzi ab. Erst als sie ihre Überlegungen zu dem Kuchen, mit dem sie die Picardellics demnächst überraschen möchte, kundtun wollte bemerkte Anke entsetzt , das sie allein und weit vor Franzi fuhr. Unabhängig davon setzte Franzi lächelnd und flink pedalierend das Rennen unter unserem Jubel fort. Für uns an der Strecke war die Aufteilung der schnellen Köchinnen ebenfalls von Vorteil, würde es zum einen demnächst von beiden Damen reichlich Kuchen geben und zum anderen konnten wir unsere Laolawellen mehrfach auf jeder Runde anwenden und uns damit warm halten. René hatte sich nach dem Rundstreckenrennen zum ausrollen abgesetzt und den Transporter, in dem sich die Wechselklamotten befanden, sicher verschlossen. Selbst der eher kompakte und fleischliche Matze begann auszukühlen und zu frieren und nutze wie auch der inzwischen bläulich angelaufene Picco jede Chance, jede Bewegung, jede Laolawelle zur Wärmegewinnung.

Sieggeehrt und mit wärmenden Sachen versehen radelten wir die 12 Kilometer zurück ins Hotel und harten voller Spannung auf das bewährte Abendessen: Reis, Spagetti, Kartoffeln, Gulasch, Quark, kalte Pizzen und zwei Sorten Tee.

Für die Strecke des Straßenrennens am Sonntag hatte uns Heiko schon im Vorfeld signalisiert, wie wichtig der Berg vor Frauenpriesnitz werden würde, weshalb wir uns nach dem diätischem Abendessen teilten: eine Hälfte der Picardellics machte sich auf den Weg den Scharfrichter des nächsten Tages zu besichtigen, während die andere Hälfte im Hotel die diesjährige Transalp auf DVD aufleben lies.

Aufgrund der jahreszeitlich früh einsetzenden Dämmerung kamen wir erst bei Nacht am Berg an und waren dennoch beeindruckt. Die Steigung wirkte im Dunkel des Septembersamstags übermächtig. Es würde immens wichtig sein, an der Spitze des Feldes in den Berg zu gehen. Matze, Eric und Picco würden wieder versuchen sich abzusetzen und der Rest der Mannschaft konnte dann gemächlicher folgen, würde gemächlicher folgen müssen, weil wir von Anfang an das Tempo hochhalten, unsere Kräfte verausgaben wollten. Die Idee war es, mit gelichtetem, gestrafftem und erschöpftem Fahrerfeld am Berg anzukommen und damit die Chancen für die drei wagemutigen Recken erhöhen zu können, allein oder in einer sehr kleinen Gruppe wegzukommen..

Thomas und Eric genossen wieder ihr gemeinsames Wasserbett und die sich damit ergebenden Möglichkeiten und Spielarten des nächtlichen Lebens in einem Hotel der gehobenen Unterklasse.

ImageSonntag, Straßenrennen

Die benachbarte Diskothek weckte den einen Schläfer oder die andere müde Sportlerin, die die vorbeibrüllenden Motorräder überhört hatten und verhinderte somit die vollständige Regeneration. Dies sollte aber unserer Motivation keinen Abbruch tun, genauso wenig wie dies dem schlichten Frühstück mit reichlich Marmeladensorten (Erdbeer), Honig (auskristallisiert), Nutella (widerlich), Eiern (kühl), Käse (reichlich), Wurst (aus Bayern?) Tankstellenbrötchen(vom Vortag) und vereinzelten Joghurts(fettfrei) gelang.

Da die Transporter immer noch beladen waren, gelang es 17 Picardellics nahezu pünktlich abzureisen und die Zielanfahrt in Augenschein zu nehmen. Grit traf hier in ihrem kleinen Auto und einer großen Staubwolke zügig vorfahrend kurz nach uns ein, zog sich warm an und fuhr dann mit uns zum Start des Straßenrennens.

Am Start sammelten sich allmählich die Mitbewerber in der wärmenden Septembersonne. Es gab noch weitere Mannschaften mit Siegambitionen und teilweise ausgeklügelten Taktiken. So erfuhren wir innerhalb eines cleveren Kreuzverhörs zum Beispiel, dass die Altenburger Radlfreunde „..an den Picardellics dranbleiben..“ möchten, was für viele Fahrer im Jedermannbereich ein sehr, sehr hoch gestecktes und oft unerreichbares Ziel ist.

Stefan ein junger Bekannter aus alten Zeiten war mit reichlich personeller Verstärkung angetreten und hoffte, sich so früh am Berg in Frauenpriesnitz noch nicht wirklich wehtun zu müssen. Einfühlsam und kompromissbereit ließen wir ihm seinen Glauben noch für die nächsten 30 Minuten.

Der Rennleiter erläuterte uns umständlich das schwierige Regelwerk und Prozedere innerhalb des Jedermannstraßenrennens: Wer hinter das Schlussfahrzeug zurückfällt, muss eine seiner zahlreichen Startnummern abgeben und fährt das Rennen allein im fließenden Verkehr zu Ende, um im Ziel sein Geld zurückzuerhalten. Eine durchaus noble Geste des Veranstalters, die aber im konkreten falle einer Picardellin noch auf Umsetzung wartet. Weiterhin würden all die Fahrer, die in Frauenpriesnitz 10 min hinter dem Feld herumeiern, auf einem Parkplatz zum Halten angeregt. Diese Fahrer würden erst nach Passage des Hauptfeldes wieder ins Rennen geschickt werden. Das würde dem einen oder anderen kurzatmigen Sportler 8 Kilometer, eine kurvenreiche Abfahrt und eine heftige Steigung ersparen. Soweit zur Theorie, die nach dem theoretischen Startschuss schon bald in die raue und abweichende Praxis umgesetzt werden würde.

Das 130 Mann/Frau große Fahrerfeld schob sich entlang der B7 die erste Steigung hinauf. Unsere Fahrer hatten die Startaufstellung etwas spät realisiert und mussten sich nun erst einmal in die Spitze kämpfen. Thomas D. gelang es als erstem sich aus der zähen Umklammerung des Feldes zu befreien und in die Führung zu stürmen. Das Tempo ruckte merklich an und das Feld straffte sich. Kontinuierlich stiegen die Straße und das Tempo weiter an. Thomas wurde von Mischka, Danny und Lutz abgelöst. Die Geschwindigkeit blieb damit gleichmäßig und vor allem hoch. Ab und an war für Bruchteile von Sekunden kein Picardellic in der Führung, was meist Lutz dazu brachte, raumgreifend durchs Feld zu preschen und das Tempo wieder kontrolliert ansteigen zu lassen. Danny hielt auch auf den Abfahrten die Geschwindigkeit derart hoch, dass ab und an eine mühsam hervorgekramte Farbtube oder ein Schneidbrettchen zu Boden polterte, da die verkrampften Hände unserer überraschten Mitfahrer den notwendigen Haltedruck nicht erzeugen konnten. Es herrschte Ruhe im Feld, eisiges Schweigen, lediglich unterbrochen von tiefen Atemgeräuschen und dem zunehmend verzweifelteren Klicken der Schalthebel. Anders als noch in Parchim sparte man beim Reden, schonte die Kräfte und die Konzentration für den nächsten Anstieg. Die Kommunikation war auf ein Mindestmaß beschränkt und die Sicherheit im Feld damit war sehr hoch. Für Schlenker seltsame Manöver, Haken schlagen etc. blieb einfach keine Zeit und keine Kraft, es galt die optimale Linie zu finden, um weiterhin im Feld bleiben zu können.

Geschwindigkeit bestimmte diesen Abschnitt des Rennens, einfache brutale männlich geprägte Geschwindigkeit.

Wir hatten das Feld gut im Griff. Stolz erfüllte die Blicke zwischen den Picardellics.

Plötzlich setzte sich eine einzelne Frau in die bis dahin nicht vorhandene Lücke vor mir und lies meinen Puls in den Grundlagenbereich schnellen. Der Puls stieg noch weiter, konnte ich doch weit und breit, auch nach intensivster Suche, keinen Herd, keine Waschmaschine, keinen Staubsauger sichten und musste davon ausgehen, das diese Frau sich nicht wirklich wohl fühlt und sicher in Folge ihren Stress und Hektik auf die unvorbereiteten Männer in der näheren Umgebung verbreitet. Auf der Suche nach einem sichereren und ruhigeren Platz im Feld fand ich mich hinter René wieder.

René hier mitten im Feld? Wieso ist er nicht in der Führung?

Zeitgleich zu meinen Gedanken wurde auch Jan auf diesen seltsamen Umstand aufmerksam und schickte den willig folgenden René mit einem kurzen prägnanten Ruf und einer leichten Kopfbewegung in den Wind an der Spitze des Feldes.

René gab alles und reihte sich nahtlos in lange Liste unserer heldenhaften Anfahrer ein.

Das Gelände wurde welliger, die Atemgeräusche lauter, surrend schoss das Feld über den Asphalt. Gemeinsam mit Jan und Mischka verstärkte ich unsere nun allmählich bröckelnde Spitze. Jan zog eisern in eine Steigung, das Feld zerriss kurzzeitig und schloss mit einem gemeinsamen Kraftakt wieder zu ihm auf. Mit Mischka am Hinterrad nutze ich den Schwung des Feldes und ging links vorbei. Wir wuchteten uns ins nächste Dorf und kameradschaftlich wechselnd weiter über die wellige Landstraße. Inzwischen war der Schmerz im Gehirn angekommen und bildete die nächsten Eindrücke der Strecke anhaltend im Großhirn ab. Ein flüchtiger, ja panischer Blick über die Schulter offenbarte das mit hohem Tempo aufschließende Feld. Da die Fahrer sofort zur Trinkflasche griffen, können wir wohl annehmen, dass das Tempo hoch genug war, um als wenig beschaulich zu gelten.

Das Feld versteckte sich gern in unserem Windschatten, so gern, das nur ein einzelner Renner einen Fluchtversuch wagte. Thomas D. ging mit, um die sich bildende Gruppe zu kontrollieren. Als jedoch René ebenfalls, Jans Hinweis von eben noch im Ohr, nachstieg, wurde das bis dahin brav wartende Peleton unruhig und verschärfte das Tempo wieder. Die kleine Gruppe wurde infolge bald gestellt und integriert.

Das sind die Momente in denen unser ausgeprägtes Zusammengehörigkeitsgefühl seinen Pferdefuß offenbart, wenn hilfsbedürftige Mitfahrer, erkennbar an unrasierten Beinen, zwei großen Trinkflaschen am Rad oder gar im locker flatternden Trikot einfühlsam und kräftezehrend zurück ins schützende Feld geholt werden.

Nichstdestotrotz nahmen wir diese letzten Zuckungen des Feldes lächelnd hin und behielten erhobenen Hauptes den Überblick.

Wenig später, das Feld versuchte immer noch unser Tempo zu genießen, gab Jan seiner Bergangst nach und ging einen 12%igen Berg offensiv an. Nach kurzem aber heftigem Kampf konnte er sich ein kleines Stück vom Feld lösen. Auf der folgenden Abfahrt fuhr er dann zum ersten Mal sein glitzerndes 11er Ritzel richtig aus und vergrößerte den Abstand deutlich. Aus dem Feld heraus, bildete sich ein kleines Grüppchen, das die Verfolgung aufnahm. Eine Vierergruppe hatte lange genug Bestand und ausreichend Konsequenz um in der langen Abfahrt zur B 88 aufschließen zu können. Peinlicherweise hatte ich völlig gepennt und den Anschluss verpasst. Diese Gruppe hätte mir gut behilflich sein können, mein ausgeprägtes Übergewicht über den Berg zu wuchten. So blieb nur die wenig ästhetische Variante, mühsam mit dem Oberkörper pendelnd, den Berg hinauf zu kriechen. Als dann noch ein Dynamicsfahrer mit mehreren großen Trinkflaschen, dessen zierliche Beine durch die reichliche Behaarung den doppelten Umfang aufwiesen, an mir vorbeiging, war meine kipplige Moral endgültig am Boden. Mit lediglich 30 Tageskilometern in den Beinen wollte ich nur noch nach Hause und weinend harte Radsportgeschichten lesen.

Bei Nacht hatte der Berg doch etwas giftiger ausgesehen als bei Tageslicht. Holger wartete wieder einmal auf mich, war jedoch knatzig und wich einem Gespräch, die Augen zu Boden, auf den abwechslungsreichen Asphalt gesenkt aus. Mischka, der gemeinsam mit Holger das hohe Tempo bis in den Berg hineingetragen hatte, zahlte nun ebenfalls die Zeche und tröstete Holger, den eigenen Schmerz unterdrückend, über den Berg.

Oben angekommen, konnte ich das kleine Hauptfeld mit Jan in der Mitte noch deutlich vor mir erkennen, musste jedoch spüren, das die eigenen Kräfte zum aufschließen nicht reichen und fremde Kräfte nicht willig waren. Also warte ich gern auf Mischka und Holger und wir fuhren gemeinsam und entspannt in einer größer werdenden Gruppe hinterher. In der Gruppe fanden sich zwei Fahrer, die willig und interessiert an einem Anschluss an die Spitze waren, zu dem Zeitpunkt jedoch nicht auf unsere Unterstützung rechnen konnten und sich somit allein im Wind verschlissen.

Wir versuchten stattdessen die recht große Gruppe in übersichtlichere Teile zu zerlegen. Dazu verschärften wir nach jeder Kurve, an jeder Kuppe das Tempo, um es auf den langen Geraden gleich wieder zu verschleppen und zu vermindern. Unsere Taktik ging gut auf, die Gruppe rollte nicht und der Abstand der Spitze wurde größer, viel größer. Im Ziel würde Matze gut 8 Minuten vor uns ankommen.

Picco hatte es auf den letzten Metern des Berges geschafft wieder zu Eric und Matze aufzuschließen und damit konnten 3 Picardellics in der 6köpfigen Spitzengruppe das Tempo hochhalten. Knapp 15 Kilometer vorm Ziel fing Matze erstaunlicherweise wieder an zu frieren, erhöhte sein Tempo wesentlich und den Puls unwesentlich und verabschiedete sich von den anderen fünf Fahrern. Eric sicherte sich auf der Zielgeraden in Jena den 2. Platz.

ImageWährenddessen unterhielt Jan seine Mitfahrer in der Gruppe hinter der Spitze mit wilden Geschichten und grausamen Schilderungen der Picardellicsrituale. Angst und Furcht vor den ihnen folgenden Picardellics spornten diese Fahrer an. Sie umsorgten, hegten und pflegten Jan, hielten ihn aus dem Wind und hofften auf seine Fürsprache im Falle des Falles, dass sie eingeholt würden.

Ein Stück hinter ihnen waren Mischka, Holger und ich mit dem feinfühligen Auflösen der viel zu kompakten Gruppe weiter fortgeschritten. Es gab keinerlei kontinuierliche Führungsarbeit mehr, gebotener Windschatten wurde gern und lange genutzt und die Gruppe rollte schweigend, schnaufend und schniefend durch das Thüringer Land.

In Bad Sulza kam es leider zu meinem zweiten taktischen Versagen. Wir attackierten zu früh und verschlissen uns noch vor dem gepflasterten 14%igen Berg, so das Mischka und Holger mir nicht folgen konnten. Da am Berg ein zurückgefallener Fahrer stand, versuchte ich mit ihm mein Glück, die in Sichtweite fahrende Gruppe um Jan zu holen. Leider hatte er wieder einen Defekt, so das ich mich allein zwischen beiden Gruppen fand. Nach einigen Minuten Alleinfahrt und der dabei einsetzenden Gedankenflut, einer kritischen Analyse der noch vorhandenen Reserven unter Beachtung der noch zu absolvierenden Strecke, lies ich mich ernüchtert zurückfallen und fuhr weiter in der inzwischen recht desolaten Gruppe.

Einige Dörfer weiter, wieder einmal Pflaster, Mischka stichelt an der Kuppe, bei meinem Gedanken, das hier die richtige Stelle für eine neuerliche Attacke sein könnte, zieht Mischka, der bisher mit seinen beiden großen Trinkflaschen über seine wirklichen Ziele und Fähigkeiten hinwegtäuschte, zieht also Mischka richtig am Lenker. Endlich mal richtig wach und aufmerksam, komme ich mit ihm und einem weiteren Fahrer weg. Leider ist der dritte Mann weder Holger noch Roco (ein Freund Stefans). Die ersten Kilometer bleiben unvergesslich: Die Gruppe immer noch in verführerischen Abstand hinter uns, der Wind bläst ins Gesicht, die Beine begehren auf und wollen den geforderten Druck nicht mehr liefern, der Atem stockt, die Durchblutung unwesentlicher Organe wird eingestellt, das Augenlicht schwindet zunehmend und dazu klappen die Wechsel nicht. Unser dritter Mann hängt schon auf der letzten Rille, er zieht Nebenluft, verdreht Augen und Ohren. In der Führung reduziert er das Tempo, im Windschatten lässt er immer wieder Lücken. Man weiß nie ob er nun noch zufährt oder ob man besser die Lücke selbst schließt. Man hofft immer wieder auf ihn und fällt wieder in die Schwärze und den Schmerz der Enttäuschung. Das Großhirn wird nun ebenfalls nur noch partiell durchblutet und meine Toleranz geht gegen Null. Dünnhäutig geworden, brülle ich den Flattertrikotfahrer lautstark an, er solle endlich mal richtig radfahren. Mischka reist bei meinem Ausbruch die Arme schützend über seinen Kopf, um dann erleichtert und beruhigt festzustellen, das er diesmal nicht Opfer sondern auch Nutznießer meines verbalen Angriffes ist. Unser Mitfahrer quält sich noch zweimal tapfer in die Führung, gibt sichtlich das letzte Korn, murmelt noch eine Entschuldigung und platzt zur beidseitigen Erleichterung ab.

Endlich allein mit Mischka, zu zweit und knapp 25 Kilometer noch zu fahren. Unser Tempo wird konstanter, die vor uns liegende Gruppe kommt wieder in Sicht. Vorsichtig, vielleicht zu vorsichtig schieben wir uns heran. Der Gegenwind und die zähen Steigungen machen uns das Leben recht schwer. Gerade noch haben wir die Gruppe 200 Meter vor uns, um sie dann auf der Abfahrt kaum noch erkennen zu können. Glücklich und mit monströs aufgeblähten Schenkeln kommen wir an die letzte Steigung in Jena, sehen die Fahrer der Gruppe vor uns um die Kurven huschen. Wir gleiten nebeneinander und von nun an in ewiger Freundschaft, geschlossen in vielen schweigsamen Wechseln, mit verständnisvollen Blicken und schmerzhaften Attacken, verbunden über die Ziellinie, um dahinter die triumphalen Schilderungen unserer Spitzenfahrer mit leuchtenden Augen aufsaugen zu können.

Nach und nach kommen unsere Tempomacher sichtlich ausgelaugt und erschöpft ins Ziel. Thomas D. hatte sich nicht nur um Grit gekümmert sondern auch noch einige Fahrer in die nächste Gruppe gefahren, um sich dann wieder zurück zu Grit fallen zu lassen.

Sandra musste sich wieder einmal der starken Thüringer Fahrerin beugen und mit Platz 2 zufrieden sein. Sie hatte sich einer erdrückenden Übermacht von deren Helfern erwehren müssen, die sie immer wieder zwangen bewusst geöffnete Löcher zuzufahren.

Ines hatte, wie viele Frauen, ebenfalls ihre Auseinandersetzungen mit den Begierden fremder Männer. Sie wurde 3 Kilometer vorm Ziel vom Schlussfahrzeug gestellt und zum Anhalten gezwungen. Unter dem Vorwand, sie läge außerhalb der Karenzzeit, nestelte ihr der Schiedsrichter am Trikot herum. Nachdem er die Startnummern auf Ines’ Rücken gefunden und entfernt hatte, kam Ines seltsamerweise deutlich vor dem Schlussfahrzeug und damit in der Karenzzeit im Ziel an.

Der Kampfrichter hatte Glück gehabt, sehr viel Glück. Hätte er Ines am Berg erwischt hatte und dort frech versuchte ihr eine Startnummer abzunehmen, dann würde er die nächsten Jahre seinen Wunden pflegen. Der eine oder andere Leser hat Ines eventuell schon einmal am Berg erlebt, die Blicke der wilden Löwin gespürt, ist ihren Krallen ausgewichen und hat seine vorwitzigen Worte tausendfach auf der Flucht vor der unbändigen Naturgewalt einer zornigen Löwin bereut. Der Kampfrichter hatte wie gesagt viel Glück und verdankt seine Gesundheit, sein Leben, seine Zukunft einer simplen Abfahrt auf der B 7 nach Jena hinein.

Reichlich beladen mit schweren Pokalen und den Funkgeräten, die wir für den Veranstalter wiederImage mit nach Dresden nahmen, machten wir uns frisch geduscht und zufrieden auf den Weg zurück in die sächsische Hauptstadt.

Mit diesem Bericht einer begeisternden Mannschaftsleistung, dieser Schilderung des starken Willens zur Gemeinsamkeit, diesem Protokoll der nachgewiesenen Fähigkeit zur Qual und zum bewussten Selbstkasteiung, verabschiedet sich, hochachtungsvoll vor Euch und Eurer Ausdauer beim Lesen, verneigend,

Thomas

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