Da der halbe Verein beim Fahrradtörn im Norden der Republik weilte und ja auch jemand bei den lokalen Rennen in der Region die Picardellics-Fahne hochhalten muss, entschloss ich mich, beim "Struppener Dreieck" anzutreten. Die Erstveranstaltung im letzen Jahr nur als Zuschauer in Erinnerung und mit der Einschätzung, dass der Zielanstieg viel zu kurz für mich ist, hatte ich keine allzu großen Erwartungen. Das Ergebnis war demzufolge etwas überraschend.
Entgegen kam mir allerdings in diesem Jahr die AK-Einteilung, ich konnte auf Grund meines "biblischen" Alters bei den "Senioren 1" starten. Da war ich schon ein bisschen froh drüber, nicht gegen die üblichen Kandidaten antreten zu müssen, von denen ich beim Sebnitzer Bergpreis u.ä. immer nur das Hinterrad sehe. Der Schöpsi ist zwar auch nicht mehr der Jüngste, er fuhr aber (was zulässig war) im Hauptrennen ums gelbe Trikot mit. Außerdem brauchte ich nur 7 anstatt 10 Runden absolvieren - man wird ja auch ein bisschen faul. Das Wetter sah, den Prognosen zum Trotz, relativ gut aus. Nur etwas bewölkt und für meine Ansprüche zu frisch.
Optimale Vorbereitung
Gegen 12 Uhr, nachdem ich noch den letzten Rest der Schweizer Hörnli verdrückte (die in Zernez ja schon ganz gut gewirkt hatten), machte ich mich auf den Weg nach Struppen. Leider musste ich dort bei der Anmeldung erfahren, dass die Hauptrennen nicht 14:00 Uhr, wie auf dem Ausschreibungs-Flyer stand, sondern erst 15:30 Uhr. Ich hatte mich schon gewundert, dass so wenig los war. Scheinbar hatten die meisten noch mal vorher ins Internet geschaut. Holger und Frank waren aber auch schon da. Bei der Anmeldung konnte ich mit Erstaunen miterleben, wie Frau Gollmann den Vorjahressieger Vlastimil Veverka aus Děčín rigoros abblitzen ließ. Er beteuerte mehrfach, keine Lizenz mehr zu besitzen (bloß wer soll's nachprüfen), aber er bekam trotzdem ein eisernes „bei uns nicht“ zu hören.
Die Startverschiebung hatte nun aber meinen Ernährungsplan durcheinander gebracht, was Holger und mich dazu veranlasste, noch in den Struppener Gasthof einzukehren. Nachdem wir uns mit je einer Portion Quarkkäulchen gestärkt hatten und ich mit einem Kaffee die aufkommende Müdigkeit bezwang, zogen wir uns langsam um und fuhren uns warm. Inzwischen waren auch René und Tomtom eingetroffen, sowie Claudia und Angie zum Anfeuern.
Der Start
In der Startaufstellung musterte ich erstmal meine potentiellen Gegner, von denen ich bis auf den Uwe Gollmann keinen so richtig kannte. Pünktlich startete dann das Hauptrennen der Männer, alle anderen Altersklassen gingen gemeinsam 3 Minuten später auf die Strecke. Auch gut, dachte ich mir, muss ich nicht Olaf und Co. hinterherhetzen.
Die erste Runde wurde neutralisiert hinter dem Führungsmotorrad absolviert, alle fuhren sehr diszipliniert, es gab glücklicherweise keinen Kampf um die ersten Reihen, obwohl das Tempo sehr gedrosselt war.
Das Rennen
Am Fuße des Kirchbergs war dann der scharfe Start. Sogleich attackierte der Klaus Hieckmann, dessen Leistung bei seinem Alter mich immer wieder beeindruckt. Die meisten konnten das Tempo noch halbwegs mitgehen, so dass oben das Feld wieder zusammenfuhr. Ich hielt mich erstmal taktisch zurück und fuhr in 2., 3. Position. Irgendwie rechnete ich mit einer ausgeklügelten Mannschaftstaktik der Pirnaer, die mit bis zu 4 Mann vorne waren. Auf dem Rest der Strecke war das Tempo dann wieder relativ verhalten. Zum Glück, denn die Quarkkäulchen rumorten leider noch etwas im Magen herum. Beim nächsten Rundendurchlauf wiederholte sich das Spielchen. Hieckmann und Gollmann gingen mit einem Wahnsinnstempo in den Kirchberg rein. Wahrscheinlich etwas übermotiviert durch den frenetischen Jubel vor heimischer Kulisse. Mir kam's vor, als gäbe es eine Bergwertung bei jeder Runde. Naja, ich überließ ihnen die Ehre und fuhr erstmal wieder hinterher. So langsam dünnte sich das Feld aber aus. Einige wenige kamen aber immer wieder ran, als einer der stärsten Verfolger entpuppte sich dabei Frank (Neumi). Beim 4. Kirchberg testete ich die Kraftreserven der anderen und merkte, dass der Uwe Gollmann schon leichte Probleme bekam. Klaus Hieckmann dagegen, unheimlich stark, war nicht weit hinter mir. Oben nahm ich dann aber erstmal wieder raus. In Runde 5 war es dann wieder Hieckmann mit einer Attacke, dessen Taktik ich aber langsam nicht mehr begriff. Er fuhr jetzt nämlich den Uwe Gollmann aus den Socken. Oben hatten wir zu zweit ca. 50 Meter Vorsprung. Da jetzt nur noch 2 Runden zu fahren waren, zog ich die Sache durch. Hieckmann merkte nun, dass er wohl doch auf seinen Mannschaftskameraden warten sollte und ließ mich weg. Ich schaute mich dann immer mal wieder um, aber es war niemand mehr zu sehen. Ende der vorletzten Runde sah ich dann ein bekanntes Trikot vor mir aufleuchten – es war Holger, der ja 3 Minuten vor mir startete. Als er unser Führungsmotorrad im Rücken spürte, ahnte er, dass ich nicht weit sein kann. Jetzt offenbarte sich eine taktische Variante, an die ich bis dahin noch garnicht gedacht hatte. Holger spannte sich vor mich und gab mir auf der letzten Runde Windschatten. Erst am Schlussanstieg, nachdem er wirklich einen Super-Job gemachte hatte, ging er raus. Ich bedankte mich nochmal, drehte mich letztmalig nach Verfolgern um, von denen ich aber niemanden sah und fuhr ohne Bedrängnis zum Sieg der Sen.1-Wertung.
Als 2. kam dann der Uwe Gollmann ins Ziel und als Dritter, was mich wirklich überraschte und freute, der Neumi.
Drei Runden später flog dann das Männerfeld heran. Eine Vierergruppe konnte sich leicht absetzen, von der sich dann der Olaf Schöps erst kurz vor dem Ziel mit einem beeindruckenden Sprint lösen konnte, 2. wurde Mathias Eisenblätter, dritter Edmund Küchler.
Die Platzierungen unserer anderen Starter:
Holger 11. bei den Herren, René 6. und Tomtom 14. bei den Senioren 1.
Hier ist der Link zur Ergebnisliste.
Im Ziel gab es dann wieder den obligatorischen leckeren Zuckerkuchen, so lecker, dass ich mal wieder mehr als ein Stück zu viel davon verdrückte.
Die Siegerehrung war wie auch im letzten Jahr sehr schön gemacht mit einem riesigen Arsenal an Sachpreisen.
Unerwarteter Weise bekamen wir auch noch den Ehrenpreis für das zahlenmäßig stärkste Team (die Pirnaer wurden mal aus der Wertung genommen, weil sie sonst, so Frau Gollmann, ja immer gewinnen würden): eine große Kiste frischer Eier vom Struppener Geflügelhof.
Picco –
der gerade versucht, sich bis zum Wehlener Bergradrennen nächstes Wochenende seinem Wettkampfgewicht wieder anzunähern.