Die Streckenerkundung per Rad und bei 36°C zeigt sofort, dass die Strecke recht anspruchsvoll ist und einige schöne Anstiege dabei sind. Für mich ist danach klar, dass ich, für den Fall das ich mich gut fühle, im Anstieg von Geising nach Altenberg angreifen werde, um so viele Fahrer wie möglich oder am besten gleich alle abzuschütteln. Den Rest der Strecke dann allein zu ende zu fahren traue ich mir durchaus zu.
Ich bin gut drauf seid dem Transalp und dem vergangenen Wochenende beim Engadiner Radmarathon. Die Tage davor und am Start Sonntag früh bin ich doch etwas aufgeregt. Vor dem Start besprechen wir gemeinsam die Vorgehensweise. Wir wollen versuchen bis ins Müglitztal zusammen zu fahren und in Geising von vorne das Tempo bestimmen.
Der Start erfolgt und schon geht es auf der Bundesstraße nach Heidenau, ein kleiner Umweg führt nach Pirna und weiter geht es nach Bergießhübel und Bad Gottleuba. Dieser erste Teil der Strecke wird in ruhigem Tempo absolviert und auch wir halten uns zurück. Am ersten steilen Anstieg hinauf nach Breitenau zerfällt das Feld erwartungsgemäß. Ich fahre in der ersten Reihe ruhig mit und beobachte wer in der Lage ist diesen giftigen Anstieg vorn mit zu fahren. Anschließend sind Pico und ich in einer etwa 15 Fahrer großen Gruppe, wo wir uns zurückhalten, um Michi und Mischka die in der nachfolgenden etwa gleichgroßen Gruppe fahren, den Anschluss zu ermöglichen, der dann auch bald erfolgt. Wegen nasser Fahrbahn geht es vorsichtig hinab ins Müglitztal, durch Bärenstein nach Geising. Wie verabredet übernehmen Michi, Mischka und Pico die Führung, bestimmen das Tempo und schon ist keiner aus der Gruppe bereit einen Antritt zu wagen. Nachdem Michi ordentlich durchgezogen hat übernimmt Mischka, dann Pico, der leider meinen Zuruf nach einer weiteren Tempoverschärfung nicht hört, woraufhin ich irrtümlicher weise annehme, er könne nicht mehr schneller und folglich selbst das Tempo anziehe mit dem Ziel alle abzuhängen. Vielen Dank an die Mannschaft für die erstklassige Vorbereitung.
Nach der ersten Rampe kann ich, wie ich weiß, den Rest auf dem Blatt durchziehen und gewinne so schnell Meter um Meter. Scheinbar versucht mir keiner zu folgen, denn als ich mich das erste Mal umdrehe sehe ich niemanden folgen. Ich versuche also die Kräfte einzuteilen, denn der Anstieg zur Bobbahn soll sehr steil sein. In der Abfahrt nach Hirschsprung wird es eng, vor mir befinden sich neben dem Führungsfahrzeug weitere Autos und die Motorradstaffel. Um keine Zeit zu verlieren überhole ich die Autos, quetsche mich durch die Motorräder und muss beim anbremsen zum Abzweig in Richtung Bobbahn feststellen, dass es irre glatt ist. Ich bremse vorsichtig nehme den Fuß aus der Pedale und schieße halbwegs kontrolliert in die Wiese. Zwei drei schnelle Schritte bringen mich wieder auf die Straße zurück und weiter geht es. Die Straße neben der Bobbahn ist noch steiler als ich dachte, die Rampen brutal. Ich beiße mich durch die Steigung – das tut richtig weh. Die Fahrer der Begleitmotorräder feuern mich an. Oben an der Verpflegung stehen Anne, Ulli, Eric und Anne und ich erhalte eine volle Trinkflasche.
Nun heißt es durchhalten bis nach Dresden. Den Fahrer eines Begleitpolizeimotorrades bitte ich mich über den Abstand zu meinen Verfolgern zu informieren. Er beträgt 1:30, wie er mir in Falkenhain als er mich wieder eingeholt hat mitteilt. Also geht es weiter mit Vollgas, 2 oder besser 3 min Abstand will ich erreichen, damit ich im Wind auf der Bundesstraße bis in Ziel durchkomme. In Niederfrauendorf ist der Abstand auf 3 min angestiegen. „Meine“ Begleiter auf den Motorrädern feuern mich ununterbrochen an. Ich fahre das was geht und versuche dabei meine Kräfte so einzuteilen, dass sie bis zum Ziel reichen. An den kleinen Kuppen und Wellen muss ich ordentlich beißen, habe aber nicht das Gefühl langsam zu sein, im Gegenteil, ich fühle mich gut, auch wenn die Beine brennen. Endlich erreiche ich die Abfahrt durch das Poisental. Es wird zunehmend schwerer, die hohe Geschwindigkeit zu halten. Weiter geht es durch Freital hindurch und nun sind es noch 10km – nein es sind nur noch 10 000m – also los. Hinter mir ist keiner zu sehen aber ich fahre einfach weiter was die Beine hergeben, vergewissere mich noch einmal bei den Motorradfahrern dass von hinten keiner mehr heran kommen wird, und folge nun der kurvenreichen Fahrt bis ins Zentrum von Dresden.
Mit 2:58:11 (38er Durchschnittsgeschwindigkeit) gelingt es mir die 3h Marke zu unterbieten (das war aber kein gesetztes Ziel), und 5:41 beträgt der Abstand zu der ersten Verfolgergruppe, in der zu meiner Freude Pico ankommt und in der nächsten Gruppe dann schon Michi und Mischka.
Insgesamt hat sich unser Picardellics Velo-Team hier in Dresden mit tollen Leistungen der einzelnen Fahrer und Fahrerinnen über die 59km und 112km Strecke gezeigt und darüber hinaus auf beiden Strecken die Teamwertung gewonnen (siehe Ergebnisse).
Und unser LuMa hat eine klasse Organisationsarbeit geleistet.
Eine tolle Veranstaltung, die es hoffentlich auch im kommenden Jahr wieder gibt.
Euer Matze